Vernetzung
Antezzo bei Klosterfelde
In seiner fünften Ausstellung in der Galerie Klosterfelde in Tiergarten zeigt sich der 1962 im nordamerikanischen Connecticut geborene, nun in Berlin lebende Matthew Antezzo überaus vielseitig. Anregung bezieht er offenkundig aus mancherlei auch wissenschaftlichem Terrain. So sollen die drei Arbeiten im ersten Raum die Vernetzung über den Bildschirm von Computern und die Philosophie des Fotografierens preisen. »Hommage to the Founders« etwa, 225 x 220 Zentimeter groß, ist eine zweigeteilte, naturbelassene Leinwand, auf der rechtsseitig wie ein scharfwinkliger Blitz ein roter Garnfaden züngelt. Ob das Werk den Briefkopf eines Verlages imitiert oder nicht, spielt letztlich keine Rolle, sondern nur die Wirkung auf den Betrachter. An ein aufgeschlagenes Buch erinnert die Arbeit und den Zwang, die leeren »Seiten« mit Inhalt zu füllen. Insofern scheint die Metapher auf den Adressaten gelungen.
Ein liegendes Rechteck zerlegen je zwei weiße und graue, mittig ein blaues Baumwollband in waagerechte Streifen, die wiederum dünne schwarze Horizontalfäden in Quadrate aufteilen. So entsteht ein Raster, das Vernetzung meinen mag oder nur für die Faszination durch Geometrie und Farbwerte steht. Ein schwarz gerahmtes stehendes Rechteck daneben hat drei Segmente: Oben, im breiten Teil, finden sich Fadenquadrate, darunter leuchtet unbearbeitet heller Grund auf, flächig schwarz fällt der letzte Teil aus.
Im gleichen Format von 40 x 40 Zentimetern und von ähnlichem Sujet, aber alle titellos sind die meisten Werke im zweiten Raum der Ausstellung. Alle präsentieren sie auf mit Farbtuch überspannter Leinwand Applikationen aus Fäden oder Farbband, sind letztlich mathematische Anordnungen und spielen mit der Aufteilung der Fläche in Winkel, Schrägen, Kreuze, Parallelen. Angenehm anzuschauen ist das Liniengewirr, dem Auge ein Kompass durch das geordnete Labyrinth.
Besonders reizvoll sind die Kleinplastiken in Raum 3, alle erst 2011 entstanden. Sie gehen auf Antezzos einjährigen Aufenthalt in Mexiko zurück, wo er den Wettbewerb für ein Monument zur 200-jährigen Unabhängigkeit gewonnen hatte und die Realisierung des Denkmals für die Stadt Monterrey überwachte. Die 28 Meter hohe Skulptur im Zentrum der Millionenmetropole verwendet Beton, Stahl, Glas und hat Antezzo offenbar zu weiterer Auseinandersetzung mit jenen Materialien beflügelt. Sieben neue Kleinmodelle zeigt er bei Klosterfelde. Alle formen sie aus Beton als gemeinhin wenig edel empfundenem Stoff Exponate, die man sich ebenso als Großplastik vorstellen könnte.
Tatsächlich tragen die Skulpturen auch den Namen von Plätzen, für die Antezzo sie erdacht haben mag. Angeregt haben ihn dabei wieder geometrische Durchdringungen, wie im Fall eines Stahlrings, der ein doppeltes Steindreieck umfasst, auf dem rostige Stäbe ein zweites Dreieck bilden. Angeregt hat ihn ganz sicher auch Mexikos Historie. So lässt sich »Cathode Bunker« als die umgekehrt gefügten beiden Teile des aztekischen Schriftzeichens für »Ballspielplatz« deuten. Und der in einem Kieselhaufen verankerte Steinring weist auf das hoch angebrachte Ziel hin, in das beim rituellen Kampfspiel der Kautschukball bei Strafe des Todes möglichst oft gebracht werden musste.
Bis 7.1., Di-Sa 11-18 Uhr, Galerie Klosterfelde, Potsdamer Str. 93
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