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Fluchtwege

Malerei und Zeichnungen stellt Dorit Bearach in der Galerie Zeisler aus

  • Kilian Klenze
  • Lesedauer: 3 Min.

Sie ist die Künstlerin der oft warmtönigen, fast immer sinnlich glühenden Farben und der atmosphärischen Stimmungen, aber auch der hintergründigen Fußangeln. Die legt sie mit ihren scheinbar konkreten Titeln, die rasch in die Irre der vorschnellen Deutung führen können. Sie lässt daher stets etwas offen, einen Fluchtweg in andere Sphären: jene etwa des bloßen Spiels mit Form und Farbe, den Weg eben in die künstlerische Freiheit. Mag sein, dass Dorit Bearach dabei ihre Herkunft zu Hilfe kommt. Geboren wurde sie 1958 im lichtvollen, meerumspülten »weißen« Tel Aviv, diplomierte in Malerei und Grafik an der Hochschule für bildende Künste in Dresden, lebt seit 1985 in Berlins Künstlerkolonie Friedrichshagen. Schon seit 1986 präsentiert sie sich in Einzelexpositionen, auch über die Stadt hinaus, beteiligte sich an Ausstellungen in Amsterdam, Budapest und Paris sowie im finnischen Posio. In der Galerie Zeisler zeigt sie derzeit ihre bereits vierte Schau: »eins zwei« enthält Malerei wie auch Zeichnungen, fast 20 Werke in subtiler, gehaltvoller Reihung und thematischer Zuordnung.

So nennt sich eine der großflächigen malerischen Arbeiten »Dinge im Leben…«. Zu identifizieren sind auf dichtem Braun als dick und mit kurzen Strichen inhomogen aufgetragenem Grund: ein Säbel mit dünnem weißem Tuch über der Spitze, daneben eine Trommel mit hellem Fell und rhombisch verziertem Bauch. Schattenlos schweben diese Gegenstände in nicht näher erkennbarem Raum, eher wohl auf der Fläche, und stellen Fragen. Möglicherweise ist jener Bogen, der auf fast jedem der Exponate in anderer Ausführung wiederkehrt, doch nur Form oder gar Chiffre für eine höhere, umfassendere Deutung als planetare Urgestalt. Und die Trommel steht für den Urklang, den Rhythmus, wie er allem Leben innewohnt. Die Natur regte auch eine der beiden größten Arbeiten an: Auf »hier und dort« leuchten, schwarz unterlegt und beige umrandet, in Rotgrau zwei Fische auf, die gekrümmte Linien wie Seegras umspülen. »Arabiata - Hundstage«, ebenso ohne Rahmen, komponiert aus Farbflecken, Dunkelrot für den geneigten Kopf, Gelb für den Leib, einen sich aufstützenden Körper, und auch ein flunderähnliches Oval taucht auf. So pastos ist hier die Farbe dem Sackleinen aufgebracht, dass sie aufplatzt und die Textur des Materials preisgibt.

Eine Serie trägt den Titel »der Eine, der…« und fügt jeweils mit Schrägstrich die Spezifikation bei. Die zwei »Granatäpfel« hängen kugelig am Rand, ein weißer Bogen trennt sie, wie hinter Nebelschwaden flimmern Bäume, See, ein Kahn durch. Unter einer Halbsonne hängen die stilisierten »Fuchsien« wie Ohrclips auf schlierig violettem Grund. Mit Kreide, Bleistift auf Reispapier kehren die Themen zeichnerisch wieder. Zu den »Fuchsien« treten da, in Goldton gehalten, »Flunder« und, witzig, »Faltbrille«

Bis 11.1., Mi. 15-19 Uhr, Galerie Zeisler, Gethsemanestr. 9, Telefon (030) 44 79 35 11

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