Werbung

Zum Praktikum nach Tychy

Jugendliche aus Marzahn-Hellersdorf lernen in der Partnerstadt

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Praktische Einsätze gehören zum Leben und zur Ausbildung. Gleich zu Beginn des neuen Jahres fängt für Annemarie Friedrich ein neuer Lebensabschnitt an. Sie ist die erste Praktikantin aus dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf, die für vier Monate in die polnische Partnerstadt Tychy fährt.

Viele Jugendliche aus anderen Ländern haben in den vergangenen Jahren schon ein Praktikum bei sozialen Einrichtungen im Bezirk absolviert. Doch Jugendliche aus Marzahn-Hellersdorf haben von dieser Möglichkeit noch keinen Gebrauch gemacht. So freut sich besonders die Vorsitzende des Städtepartnervereins Petra Wermke darüber, dass mit Annemarie Friedrich eine junge engagierte Frau zum polnischen Partner fährt.

Annemarie Friedrich arbeitet seit über fünf Jahren in der Jugendinitiative Marzahn mit. Das ist eine Gruppe junger Leute, die im Haus »pro social« am Blumberger Damm den internationalen Jugendaustausch begleitet und im Bezirk aktiv ist. Annemarie Friedrich hat sich in den vergangenen Jahren an vielen Aktionen der internationalen Jugendarbeit beteiligt. Über den deutsch-polnischen Jugendaustausch hielt sie sich bereits mehrfach in Tychy auf und hat in Polen viele Freunde gefunden.

Für die 20-Jährige war das alles nicht so selbstverständlich. Sie gehört zu den Jugendlichen aus problematischen Verhältnissen. Den Schulabschluss schaffte sie erst im zweiten Anlauf. Vor fünf Jahren kam sie mehr oder weniger zufällig zu einer deutsch-französischen Jugendbegegnung. Eigentlich wollte sie nur ihre Sprachkenntnisse aufpolieren. Daraus wurde mehr.

Inzwischen ist Annemarie bei fast allen Jugendbegegnungen dabei. Sie führt Jugendliche durch ihre Heimatstadt und war viel im Ausland. Weil sie keine Ausbildungsstelle bekommen hatte, machte sie verschiedene Praktika. Zur Zeit arbeitet die Jugendliche im Marzahner Kindergarten »Knirpsenhaus«. Sie möchte Kindergärtnerin werden. »Doch dazu brauche ich das Fachabitur.«

Die Theorie liegt ihr nicht so im Blut, aber die praktische, fachliche Arbeit. Nach einem Brandanschlag auf ihren Kindergarten vor einigen Monaten nahm Annemarie Jugendliche einer internationalen Begegnung aus dem polnischen Tychy und aus Spanien mit zu einem Arbeitseinsatz. Jugendliche aus drei Ländern beseitigten Brandschäden, bauten Möbel auf und pflanzten Bäume. »Wenn ich auch keine Lehrstelle gefunden habe«, schätzt Annemarie ein, »so habe ich doch die Zeit sinnvoll genutzt, um mich auf den Beruf vorzubereiten.« Sie kann gut mit den kleinen Kindern umgehen.

»Durch die Jugendbegegnung habe ich viele Freunde in Tychy gewonnen.« Dabei lernte sie auch die polnische Partnerin Ruta Seidel kennen, die sich jetzt sehr für das Praktikum eingesetzt hat. In dieser ersten Januarwoche geht es los. Bis zum 27. April wird Annemarie Friedrich ihre praktischen Erfahrungen in Tychy sammeln. »Ich bin guter Dinge«, sagt sie.

Annemarie dankt vor allem den beiden Vertreterinnen der Städtepartnerschaft, Ruta Seidel und Petra Wermke, die sich für ihren Einsatz engagiert haben. Annemarie hat die Hoffnung, dass sich dadurch auch eine neue Chance für eine Ausbildung ergeben wird. Dabei schließt sie auch nicht aus, im polnischen Tychy, eine Ausbildung zur Kindergärtnerin zu machen. »Wenn ich dort die Chance bekomme, werde ich zugreifen.« So fährt sie voller Erwartungen ins Nachbarland zu Freunden und Partnern.

Finanziert wird ihr Praktikum durch das europäische Leonardo-da-Vinci-Projekt, das solche Auslandsprojekte unterstützt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!