Klassentreffen im Zweiten
»Reich und obdachlos«, Doku-Soap im ZDF: Die schöne Illusion von sozialer Annäherung
Ein verbreiteter Irrtum über den TV-Moderator Günther Jauch besagt, dass Jauch der Junge von nebenan sei. Jauch sieht sich selbst gern als Anwalt des kleinen Bürgers, ist aber alles andere als ein gewöhnlicher Bürger. Der TV-Talker stammt aus einem alten hanseatischen Kaufmannsgeschlecht, seine Vorfahren waren Domherren, Höflinge von Fürsten und Herzogen, Angehörige der Hamburger Oberschicht, sein Großvater war Freikorpsführer, sein Vater ein renommierter konservativer katholischer Journalist in der frühen Bundesrepublik. Von vergleichsweise niederem Stand ist dagegen Thomas Gottschalk, Sohn eines Rechtsanwalts, der samt Familie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus Oberschlesien flüchtete. Das Massenmedium Rundfunk, jener große soziale Nivellator, der die Illusion von Gleichheit erzeugt, führte die beiden in den 1970ern zusammen. In der Medienindustrie kam es zum Klassentreffen.
In der Bundesrepublik ab den 1970er Jahren war diese ...
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