Museum des Kalten Krieges?

Wolfgang Brauer über ein Vorhaben des Berliner Senates / Brauer ist kulturpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus

  • Lesedauer: 3 Min.
Fragwürdig – Museum des Kalten Krieges?

nd: Der Senat plant ein Museum des Kalten Krieges am Checkpoint Charlie. Gehört das dort hin?
Brauer: Dieses so genannte Museum des Kalten Krieges ist Bestandteil des Mauer-Gedenkkonzeptes. Das hat Thomas Flierl als PDS-Kultursenator vor einigen Jahren aufgelegt. Ich zweifle zunehmend, ob das der richtige Ort ist.

Warum?
Weil man sich wissentlich oder unwissentlich in eine Standortkonkurrenz zum Checkpoint-Charlie-Museum der Arbeitsgemeinschaft 13. August begibt. Dort führt Frau Alexandra Hildebrandt eine Art historisches Panoptikum. Zum Zweiten: Wenn man denn ein Museum haben will, dann soll man es selbst machen. Man kann nicht einfach von einem Investor, der da ein Bürogebäude bauen will, erwarten, dass er ein paar Flächen zur Verfügung stellt und das war's.

Aber Frau Hildebrandt kann ja nicht das letzte Wort der Geschichte sein?
Frau Hildebrandt ist nicht das letzte Wort der Geschichte. Der Checkpoint Charlie ist es auch nicht. In Berlin gibt es ein Alliierten-Museum. Wenn der Senat ernsthaft etwas zur Aufarbeitung der Geschichte des Kalten Krieges tun will, dann möge er dieses Museum beim Umzug von Zehlendorf nach Tempelhof unterstützen. Da hält er sich fein raus. Es gibt das Deutsch-Russische Museum in Karlshorst, das interessiert den Senat offenbar überhaupt nicht. Verschiedenste museale Standorte hungern vor sich hin. Berliner und Touristen, die Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts suchen, gehen tränenden Auges davon, weil sie sie nicht finden können.

In das Stasi-Museum nach Hohenschönhausen oder das DDR-Museum rennen die Leute doch zu Hunderttausenden.
Ein Interesse wird partiell bedient. Immer unter politischen Vorzeichen. Ich möchte jetzt nicht über Instrumentalisierung reden, so etwas gibt es auch im Umgang mit der jüngsten Geschichte. Wenn ich den ernsthaften Willen habe, die Geschichte des Kalten Krieges museal aufzuarbeiten, dann reicht es nicht zu sagen, ich richte ein Museum ein, bin aber nicht bereit, es zu bezahlen. Es reicht nicht, faktisch die Bauzaunausstellung am Checkpoint Charlie vertiefend darstellen zu wollen.

Ein Museum des Kalten Krieges ist ein Riesenvorhaben, das war ja eine Systemauseinandersetzung. Ist das schon zu machen?
Auch ein Museum des Kalten Krieges wird zum jetzigen Zeitpunkt einer politischen Instrumentalisierung unterliegen. Aber es gibt ein Bedürfnis von Menschen, sich damit an möglichst originalen Orten auseinanderzusetzen. Natürlich gehörte so etwas nach Berlin.

Berlin wird immerhin schon mal als ein Brennpunkt der Systemkonfrontation wiederentdeckt. Bis heute gilt ja verbreitet, dem Ulbricht sei eingefallen, eine Mauer zu bauen. Dann war der Ärger da.
Ich zweifle stark, dass die Leute, die jetzt ein Museum des Kalten Krieges wollen, so weit denken. Sie werden eher sagen, hier war der Ort der Freiheit gegen ein Unterdrückungssystem. Punktum. Wir werden nichts anderes bekommen als eine etwas seriösere Darstellung dessen, was man auch in Hohenschönhausen den Leuten erzählt. Etwas seriöser heißt noch lange nicht, dass es seriös ist.

Fragen: Klaus J. Herrmann

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