Nur Attack, Attack!

Die russische Biathletin Olga Saizewa im Interview

  • Lesedauer: 3 Min.
Olga Saizewa ist seit vielen Jahren die Frontfrau des russischen Biathlons. Die 33-jährige Weltmeisterin von 2005 und 2009 sprach mit Oliver Händler über Ihren neuen Cheftrainer und den Druck, bei Olympia 2014 in Sotschi Medaillen holen zu müssen.
nd: Frau Saizewa, Sie haben hier in Oberhof mit der russischen Staffel gewonnen, wurden im Sprint Dritte und im Massenstart vierte. Eine gute Woche für Sie.
Die Ergebnisse waren gut, aber ich habe mich noch nicht so besonders gut gefühlt. Da muss ich läuferisch noch eine Schippe draufpacken. Das lag aber auch an einer Erkältung, die ich mir zu Silvester eingefangen habe.

Zu viel gefeiert?
Nein, vielleicht zu viel trainiert.

Sie haben seit Beginn dieser Saison einen neuen Trainer. Wolfgang Pichler hat schon die Schwedinnen in der Vergangenheit zu Medaillen geführt. Was hat er denn bei Ihnen umgestellt?
Eigentlich gar nicht so viel, vielleicht die Einstellung im Training. In der vergangenen Saison haben wir uns zu sehr unter Druck gesetzt. Wir waren nicht gut drauf und haben dann zu stark gewollt, schnell wieder nach oben zu kommen. Da haben wir zu hart trainiert mit extrem viel Willen. So verkrampften wir.

Und das soll sich ausgerechnet mit Pichler verändert haben? Der Ruhpoldinger gilt hier in Deutschland als harter Schleifer. In Russland gelten da wohl andere Maßstäbe.
Vielleicht finden Sie das Training hart, aber ich bin das gewohnt. Harte Trainingsarbeit finde ich ja auch sehr gut für die jungen Athletinnen. Dann bekommen sie eine gute Basis für die Karriere.

Wie kommunizieren Sie eigentlich mit Pichler?
Deutsch, Englisch und mit Übersetzer. Da hilft uns Pawel Rostowzew viel, vor ein paar Jahren selbst noch ein sehr erfolgreicher Biathlet.

Sie verstehen Pichler, wenn er Deutsch spricht – das fällt manchem Deutschen schwer?
Doch, doch, manches schon. Ich spreche aber kein Deutsch.

Wie gibt er Ihnen Informationen, wenn Sie auf der Strecke an ihm vorbeilaufen?
Er schreibt und zeichnet viel auf Papier. Das hilft hier in Oberhof bei den lauten Zuschauern sehr.

Hat er denn noch nicht mal das gute alte „Dawai, dawai!" drauf?
Nein, bei ihm heißt es immer: „Attack, Attack!"

In Deutschland konzentriert sich derzeit alles auf die Heim-WM im März in Ruhpolding. Ist sie auch ein großes Ziel der russischen Mannschaft oder nur ein kleiner Schritt in Richtung der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi?
Die WM ist nur ein Schritt nach Sotschi für uns. Wir schauen zur Zeit weiter in die Zukunft.

Erhöht das nicht den Druck, wenn sich alles nur auf ein Ereignis fokussiert?
Das würde ich nicht sagen. Mit Druck wissen wir umzugehen. Den hatten wir auch in der vergangenen Saison mit der WM in Chanty-Mansijsk. Mit der Erfahrungvon damals können wir nun arbeiten.

Magdalena Neuner hat ihren Rücktritt nach dieser Saison angekündigt. Das muss bei Ihnen doch Erleichterung auslösen, wenn man sieht, wie dominant Neuner in Vancouver oder auch hier im Sprint war.
Nicht wirklich. Biathlon macht ja auch aus, dass ständig neue Mädchen kommen, ständig neue Stars. Heute sind wir noch vorn, morgen schon andere. Es ist Magdalenas Entscheidung, die ich sehr respektiere. Aber leichter wird dadurch für mich nichts.
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