Hans ist tot und Friedrich lebt

Landeshauptstadt würdigt den Preußenkönig im alten Kulturhaus »Hans Marchwitza«

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Kultur sei »jeder zweite Herzschlag unseres Lebens«, erfuhr der Besucher des Potsdamer Kulturhauses »Hans Marchwitza«, wenn er zu DDR-Zeiten und auch lange danach noch das Haus am Alten Markt betrat.

Nun ist das brandenburgisch-preußische Geschichte. Im Rahmen der Ehrungen für König Friedrich II. wird in dem Haus das neue Potsdam-Museum eröffnet. Hans mit seinen Kultursprüchen wird hinausexpediert und Friedrich hält dort Einzug, gleichsam im Parademarsch.

Von einem »Quantensprung« sprach gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), als er die »neue Attraktion« der Stadt, die am 20. August ihre Tore öffnen soll, kurz vorstellte. Bislang habe das Potsdam-Museum im Holländischen Viertel (und übrigens mit seiner naturwissenschaftlichen Abteilung auch in der Breiten Straße) ein bescheidenes Dasein geführt. Das werde nun anders. An prominenter Stelle, gegenüber vom neuen Landtagsschloss, erhalte dieses Museum einen angemessenen Standort. Es werde die »bürgerliche Geschichte« Potsdams zeigen, die bislang zu kurz gekommen sei, fügte Jakobs hinzu.

Gestartet wird allerdings nicht bürgerlich, sondern feudal und im Rahmen der Veranstaltungen zum 300. Geburtstag des bekanntesten aller Preußenkönige. Die Sonderausstellung trägt den Titel »Friedrich und Potsdam - die Erfindung (s)einer Stadt«. Laut Begleitheft soll die Ausstellung »Die Entwicklung Potsdams zu einer repräsentativen Residenz« beleuchten. Dass die Tatkraft bei dieser Entwicklung nicht nachgelassen hat, wird auf der danebenliegenden Baustelle zum Landtagsschloss deutlich, das (s)eine barocke Fassade erhalten soll.

Potsdam selbst brennt gleich zu Jahresbeginn, zwischen dem 12. und 24. Januar, ein Feuerwerk an Veranstaltungen unter dem Motto »Ein Fest für Friedrich« ab.

Kulturstaatssekretär Martin Gorholt erinnerte gestern an die Worte des früheren Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD), dass zu Preußen die schwarzen wie auch die weißen Seiten gehören. »Alle Schattierungen dazwischen« würden während des Friedrich-Jahres zu ihrem Recht kommen. Insgesamt bis zu 200 Veranstaltungen soll es allein in Potsdam geben, von Theaterinszenierungen bis zu wissenschaftlichen Konferenzen.

Den Siebenjährigen Krieg, den Friedrich II. eigentlich nach allen Regeln der Kriegskunst verloren hatte, überstand Preußen nur, weil Russland die Seiten wechselte und zu einem Verbündeten wurde. Bertolt Brecht gab in seinem Gedicht »Fragen eines lesenden Arbeiters« zu bedenken: »Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer siegte außer ihm?«

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