Nachwuchs in Lichtenberg
Fehlende Kitaplätze und Schulen: Haushaltssperre verzögert notwendige Neubauten
Der Bezirk Lichtenberg ist zu einer attraktiven Adresse in Berlin geworden. Längst vorbei sind die Zeiten, als der Bezirk im Osten noch als Negativbeispiel für Einheitsarchitektur und gefestigte Nazistrukturen herhalten musste.
Zum Jahresauftakt verwiesen die Kommunalpolitiker aller Parteien darauf, dass immer mehr Menschen in den Bezirk ziehen. Rund 1000 neue Einwohner kommen zur Zeit im Monat dazu. Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) will die Tradition seiner Amtsvorgängerin Christina Emmrich (LINKE) fortsetzen und jeden neuen Einwohner mit einem persönlichen Brief begrüßen. Vor allem kommen immer mehr Menschen mit Kindern in den Bezirk, und es werden wieder mehr Kinder geboren. Bürgermeister Geisel verwies gestern zum Jahrsauftakt darauf, dass es deutlich wachsende Kinderzahlen gibt. Deshalb werden neue Kindergärten und neue Schulen benötigt. »Wir brauchen fünf neue Schulen«, erklärte Geisel. Doch dafür gibt es im Moment noch kein Geld, denn alle Bezirke stehen so lange noch unter Haushaltssperre, bis der neue Landeshaushalt beschlossen ist. »Wir brauchen eine Ausnahmeregelung, damit wir noch in der ersten Jahreshälfte mit der Planung der Schulen beginnen können«, erklärte Geisel. Er selbst möchte den Bezirkshaushalt am 14. Februar fertig haben, so dass der Finanzplan 2012/13 am 26. April von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen werden kann. Schon jetzt kann Geisel aber sagen, dass in diesem Jahr zwei Millionen und im kommenden Jahr sechs Millionen Euro fehlen werden.
Jugendstadträtin Christina Emmrich (LINKE) verwies auf fehlende Kindergärten. Rund 1100 Plätze fehlen im Bezirk. »Wir sind auf freie Träger angewiesen«, erklärte Emmrich, denn »der Bezirk hat in den nächsten vier Jahren kein Geld für neue Kitas«. In Lichtenberg wohnen rund 14 100 Kinder unter sechs Jahren. Davon werden rund 10 120 im Bezirk betreut. Bereits vor drei Jahren hatte Lichtenberg eine Kitaoffensive gestartet. Allein im vergangenen Jahr wurden 575 neue Plätze eingerichtet. Zum Glück für die jungen Eltern und für die Bezirkspolitik werden in einigen neuen Wohngebieten gleich Kindergärten durch die Investoren mit gebaut. Die Jugendstadträtin stellte aber auch fest, dass viele Erzieherinnen nach Brandenburg abwandern, »weil sie dort besser bezahlt werden«. Aktuell fehlen im Bezirk rund 100 Erzieherinnen, deshalb können nicht alle Kindergärten voll ausgelastet werden.
Erfreulich für die Lichtenberger wird indes sein, dass Ende Januar die Schwimmhalle in der Sewanstraße und Ende März das neue Kulturhaus Karlshorst eröffnet werden.
Das neue Bezirksamt sicherte auch zu, dass die Bürgerbeteiligung fortgesetzt wird. In den nächsten Monaten soll der Stand der Diskussionen zum Bürgerhaushalt analysiert werden, um dann in der zweiten Jahreshälfte wieder regelmäßig Runden in den Kiezen zu veranstalten. Dabei sollen vor allem die Information und der Gedankenaustausch im Internet verbessert und die Ergebnisse schneller sichtbar werden.
Über alles können sich die Lichtenberger am Freitag, 13. Januar, ab 18 Uhr bei der »Nacht der Politik« im Rathaus in der Möllendorffstraße 6 informieren. Die Besucher können hinter die Kulissen schauen, Amtszimmer besuchen und mit den Politikern ins Gespräch kommen. Dazu gibt es viel Musik und Tanz auf allen Fluren.
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