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Brutale Bärchen

Das Festival British Shorts präsentiert englische Kurzfilme im Sputnik Kino und HBC

  • Kira Taszman
  • Lesedauer: 3 Min.

Sprechende Hunde kommen im Kino eher selten vor, und wenn, lenken sie naturgemäß viel Aufmerksamkeit auf sich. In Jonathan Halls Kurzfilm »Me or the Dog« warnt der Hund sein Herrchen Tom vor dessen Freundin. Nach Einschätzung des Vierpföters geht sie fremd, und Tom glaubt ihm das. Doch die Auflösung des 14-minütigen Films verweist dann auf eine ernste Angelegenheit.

Denn Kurzfilme sind Meister im Täuschen. Oft machen sie sich einen Spaß daraus, die anfängliche Prämisse in ihr Gegenteil zu verkehren. Jedenfalls ist dies bei manchen der Kurzfilme des bereits zum fünften Mal stattfindenden Filmfestivals »British Shorts« zu beobachten. 111 Kurzfilme kann man dort in fünf Tagen begutachten: Spiel-, Dok- und Animationsfilme oder Genre-Mixe.

Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen Inhalt und Form bei den Animationsfilmen. Da kann ein niedliches Bärchen wie in »Moxie« (Regie: Stephen Irwin) auf einmal zum Brutalo mutieren und ein Haus abfackeln oder unter sexuellen Nöten leiden, während es auf den ersten Blick so aussah, als hätte man es mit einem Kinderfilm zu tun. Ein weiterer Animationsfilm, »Being Bradford Dillman« von Emma Burch, fasst in Bildern, die an die Trickfilme Tim Burtons erinnern, ebenfalls heiße Eisen an: Die kindliche Heldin Molly glaubt, dass sie in Wirklichkeit ein umoperierter Junge sei und macht sich ihr vermeintlich verloren gegangenes Ich zum besten imaginären Freund. Trotz des heiteren Tons werden Kinderalpträume und auch die Alkoholsucht der Mutter hier realistisch verhandelt, so dass nur ein halbes Happy End dabei herausspringt.

Gänzlich in den Alptraum rutscht dagegen der faszinierende 22-minütige Animationsfilm »Bobby Yeah« von Robert Morgan ab. Ein blutrünstiges, wild mit den Augen rollendes - und doch nicht gänzlich unsympathisches - monsterartiges Kaninchenwesen entführt dort einen nicht minder monsterartigen Glibberwurm in einen Keller. Dann löst es durch einen Knopfdruck alle möglichen Katastrophen aus. Schleimige, blutverschmierte Fantasie-Wesen, viele davon über und über mit Geschwüren und Ekzemen übersäht, bevölkern diese bedrohliche und doch sehr fantasievolle Frankenstein-Parabel. Eine Warnung vor dem Missbrauch von Fortschritt und Technologie kann man in diese originelle Freak-Show durchaus hineininterpretieren.

Letztlich sind, von einigen Anflügen typisch britischen Humors, die Themen vieler Kurzfilme jedoch weniger spezifisch britisch als vielmehr universell. Weitaus realistischere Filme handeln von einer ungewöhnlichen und flüchtigen Paarbeziehung (»Baby« von Daniel Mulloy) oder dem verkorksten Verhältnis zwischen einem Sohn und seinem Vater (Douglas Harts »Long Distance Information«).

Der sehenswerte dokumentarische Kurzfilm »This Life that Chose Me« von Chloe White erzählt dagegen völlig ohne Wertungen von drei ehemaligen Männern, die nun als Frauen leben. Einen äußerst betagten, aber rüstigen Ex-Turner der Olympischen Spiele von 1948 präsentiert wiederum die Doku »Walk Tall«. Sie ist mit Animationssequenzen verfremdet.

Lustig, aber nie lächerlich, geht es schließlich in Chris Foggins »Friend Request Pending« zu, mit der Grande Dame des britischen Films, Judi Dench, in der Hauptrolle. Eine ältere Dame chattet mit einem Mann, der ihr gefällt, auf einem sozialen Netzwerk, benutzt modische Kürzel, kichert wie ein Teenager und wird ungeduldig, als die Kommunikation nicht in dem von ihr gewünschten Tempo fortschreitet. Dass der Weg zum realen Rendezvous heutzutage aber auch über konventionellere Kommunikationsmittel verkürzt werden kann, das zeigt dieser unterhaltsame Kurzfilm.

12.-16. Januar, im Sputnik Kino und HBC, Original ohne Untertitel, Tel: (030) 694 11 47; www.britishshorts.de

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