Beton-Gold wird verscherbelt

Dänischer Investor treibt Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen voran

  • Gaby Gottwald
  • Lesedauer: 2 Min.
Auch das Haus Böckh-/Graefestraße gehört zum Taekker-Imperium.
Auch das Haus Böckh-/Graefestraße gehört zum Taekker-Imperium.

Martin Breger blickt in sorgenvolle Gesichter. Der Aktivist der Mieter-Initiative im Graefe-Kietz hat Mieter aus Häusern der Immobilienfirma Taekker zu einem Treffen geladen. Es stehen Probleme ins Haus, und das nicht zu knapp.

Die Berliner Tochter des dänischen Immobilienkonzerns Taekker plant den Verkauf ihrer Wohnungen. Die internationale Bankenkrise drängte die dänische Muttergesellschaft 2008 an den Rand des Abgrunds. Ein Konkurs konnte nur über ein gerichtliches Schuldenmoratorium abgewendet werden, in das auch der Berliner Immobilienbesitz einbezogen war (ND berichtete). Nun ist frisches Geld vonnöten, und das Berliner »Beton-Gold«, wie es in der Immobilienbranche heißt, muss flüssig gemacht werden.

In Berlin steht damit vor allem in den begehrten und wohnraumknappen Innenstadtbezirken Kreuzberg/Friedrichshain und Prenzlauer Berg ein gigantischer Umwandlungsprozess von Miet- in Eigentumswohnungen an. Taekker besaß bereits 2008 in Berlin 200 Liegenschaften mit 3800 Wohneinheiten.

In Kreuzberg ist der Umwandlungsprozess bereits in vollem Gang. Taekker filetiert seine Häuser in Eigentumswohnungen. Das bringt mehr Geld. Seit der Immobilienkrise ist der Markt an Eigentumswohnungen in der Innenstadt fast leer gefegt. Internationale Investoren legen ihr Kapital nicht mehr in Finanzfonds an, sondern räumen den Berliner Wohnungsmarkt ab. Die Preise boomen, doch Eigentumswohnungen gehen weg wie warme Semmeln.

Zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen bedarf es einer Abgeschlossenheitserklärung durch den Bezirk. Taekker hat daher das Architekturbüro Kaup + Wiegand GmbH beauftragt, Wohnungen und Gewerberäume zu vermessen. Da die SPD es beständig verweigert hat, eine Rechtsverordnung des Senats zu erlassen, die Umwandlungen in Eigentumswohnungen genehmigungspflichtig macht, hat der Bezirk keine Handhabe, Abgeschlossenheitserklärungen zu verweigern. So ziehen derzeit viele Vermesser durch viele Wohnungen.

Leere Wohnungen verkaufen sich teurer, denn bei Neuvermietung spielt der Mietspiegel keine Rolle. So steigen die Mietpreise nach der Umwandlung sprunghaft an. Dieser Prozess geht dann in den neuen Mietspiegel ein, der damit auch die Bestandsmieten hochtreibt. Taekker hat für viele Wohnungen die Berliner Ziegert Bank- und Immobilienconsulting GmbH angeheuert, laut Breger eine »Entmietungsspezialistin«. Bevor Ziegert die Wohnungen verkauft, wird mit Mietern eine Abfindung ausgehandelt.

Viele Mieter verlieren die Nerven, da sie Angst vor einem qualvollen Verdrängungsprozess haben oder ihre Rechte nicht kennen. So wissen viele nicht, dass der Neukäufer erst nach sieben Jahren einen Eigennutz der Wohnung beanspruchen kann. Rechtsanwalt Heinz Paul von der Berliner Mietergemeinschaft riet den Mietern: »Wenn rechtzeitig Mieterversammlungen in den Häuser stattfinden und die Mieter sich vernetzen, gibt es mehr Gegenwehr und die Chance, ein Ausbluten der Häuser zu verhindern.« Dies soll nun massiv angegangen werden. Das nächste Treffen ist in etwa vier Wochen.

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