Chroniken eines Attentats
»Die beleidigte Nation« im Ballhaus Naunynstraße
Dunkelheit, dann blitzt Licht auf in dem kleinen Glaskubus. Zwei Männer stehen sich gegenüber: der armenisch-türkische Journalist Hrant Dink, 2006 nach dem türkischen § 301 wegen »Beleidigung des Türkentums« zu Haft auf Bewährung verurteilt und nach einem Talkshow-Auftritt im Januar 2007 vor seiner Redaktion erschossen. Und der Attentäter, ein junger Arbeitsloser von der Schwarzmeerküste. Im wahren Leben haben sie nie miteinander gesprochen. Doch das Ballhaus Naunynstraße beleuchtet in seinem großartigen Performance-Abend »§ 301 - Die beleidigte Nation« eben auch fiktive Aspekte dieses Dramas, das viel mit Missverständnissen und Empfindlichkeit zu tun hat.
Dabei lässt sich der Kernpunkt auf die Frage zurückführen, wo Meinungsfreiheit endet. Der Autor Hrant Dink hatte in seinen Texten die türkischen Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord bezeichnet - in der Türkei ein Tabu - und an sein Volk plädiert, »den bösen...
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