Israel streitet um sein Selbstverständnis
Der Konflikt zwischen religiösen und säkularen Bewohnern spaltet das Land mehr und mehr
Tag für Tag gibt es neue Konfrontationen zwischen religiösen und säkularen Israelis. Der Streit dreht sich um das Selbstverständnis eines politisch und gesellschaftlich zersplitterten Landes - und behindert so auch Fortschritte im Konflikt mit den Palästinensern.
Es sei ein Wunder, dass keine Fäuste, keine Steine geflogen seien, wird ein erzürnter Polizeisprecher am späten Donnerstagabend im Fernsehen sagen, und ausnahmsweise mal die »Zurückhaltung der arabischen Bevölkerung« loben. Denn die Situation, die sich Stunden zuvor in der Altstadt von Jerusalem abgespielt hatte, enthielt alles, was der Nahostkonflikt für eine Fortsetzung braucht:
Am Abend hatte das Militär vor der Klagemauer mehrere hundert Rekruten vereidigen wollen, wie es das schon seit Jahrzehnten tut. Der Weg zur Zeremonie soll die jungen Soldaten, das ist Vorschrift der Armee, durch die jüdischen und armenischen Viertel der nur einen Quadratkilometer großen Altstadt führen - vorbei an den von Arabern bewohnten muslimischen und christlichen Vierteln.
Doch diesmal war es anders: Plötzlich marschierten rund 200 Soldaten durch das Damaskus-Tor ins Herz des muslimischen Viertels und sangen »Die Nation Israel lebt«, eine Parol...
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