Linksextrem ist Lehrern schnuppe
Großflächig mit Fotos von politischen Graffiti ist der Einladungsflyer für die Tagung gestaltet. Die englische Parole »Spread Anarchy« (Verbreitet Anarchie) etwa wird auf einem der Bilder mit dem Slogan »Don't tell me what to do« (Sag mir nicht, was ich machen soll) übersprüht dargestellt. Doch ob es am bescheidenen Layout lag?
Eigentlich sollte am morgigen 19. Januar im Pädogischen Zentrum Berlin-Mitte die Veranstaltung »Linksextremismus eine Herausforderung auch für die Schule?« stattfinden. Die Veranstalter: der Senat von Berlin in Kooperation mit Verfassungsschutz und der Polizei. Die Zielgruppe: Schulaufsicht, Schulleitungen, Fachbereichsleiter und Multiplikatoren aus der Bildungsarbeit.
Nur: Aufgrund der zu geringen Beteiligung musste die Veranstaltung jetzt abgesagt werden. Offenbar haben Pädagogen und Bildungsarbeiter in Berlin andere Sorgen als »Linksextremismus«. Das Thema scheint ihnen in Zeiten, wo täglich neue Details zu den rechtsterroristischen Morden des »Nationalsozialistischen Untergrundes« (NSU) bekannt werden und auch die Verwicklung des Verfassungsschutzes in die Mordserie weiter ungeklärt ist, schlicht und einfach schnuppe zu sein.
Dabei hatten sich die Veranstalter einiges vorgenommen: Neben einem Einführungsvortrag zu »Staats- und Demokratieverständnis im Linksextremismus« des wegen seiner »Extremismustheorie« in der Politikwissenschaft stark umstrittenen Referenten Professor Eckhard Jesse (TU-Chemnitz) waren Diskussionen und Workshops angesetzt.
In Auftrag gegeben worden war die Veranstaltung ursprünglich vom Senat, als im Frühjahr 2010 das Thema »Linke Gewalt« im öffentlichen Fokus stand. Damals verfassten SPD, LINKE, CDU und Grüne im Abgeordnetenhaus eine gemeinsame Erklärung. Mit der Tagung sollte das Thema nun in die Schulen getragen werden. Daraus wird nichts. Zumindest bleiben den Schülern damit auch krude Sichtweisen wie »Linksextremismus in der Definition des Verfassungsschutzes« erspart.
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