Offene Fragen zur »Concordia«
Anzahl der nach Schiffsunglück Vermissten unklar
Elf Tote und mehr als zwei Dutzend Vermisste - dies waren die offiziellen Zahlen vom Dienstagnachmittag über das Unglück des Ozeanriesen »Costa Concordia« vor der italienischen Insel Giglio. Allerdings schwankten die Angaben im Laufe des Tages mehrfach; die Zeitung »La Stampa« berichtete von einer Liste, auf der 40 Vermisste aufgeführt seien. Die Rettungskräfte haben erklärt, dass sie die Arbeiten im Schiffsinneren so lange fortsetzen werden, wie es das Wetter erlaubt. Von den 2000 Kabinen wurde bisher noch nicht die Hälfte gründlich durchsucht, da die Bedingungen für die Taucher aufgrund herumschwimmender Gegenstände schwierig sind.
Das italienische Umweltministerium überprüft stündlich die Wasseroberfläche, weil man fürchtet, dass die etwa 2400 Tonnen Treibstoff, die sich noch in den Tanks befinden, auslaufen könnten. Es wurden bereits einige kleinere Ölflecken gesichtet. Der zuständige Minister Corrado Clini hat der Reederei 48 Stunden Zeit gegeben, um einen tragfähigen Plan zu präsentieren, wie man den Treibstoff abpumpen kann.
Immer mehr deutet inzwischen darauf hin, dass der Hauptschuldige an der Katastrophe Kapitän Francesco Schettino ist. Schettino, der sich in Untersuchungshaft befindet, soll einen verbotenen Kurs gefahren sein, um so dicht wie möglich an die Insel Giglio heranzukommen. Außerdem hat er lange versucht, das Ausmaß des Unglücks zu verschleiern. Erst nach einer Art Meuterei der Besatzung soll man damit begonnen haben, die Passagiere in Sicherheit zu bringen. Schettino selbst hat sich sehr schnell abgesetzt und sich dann geweigert, wieder an Bord seines Schiffes zu gehen, um die Rettungsarbeiten zu koordinieren.
Mit einer Sammelklage wollen mehr als 70 Passagiere des Kreuzfahrtschiffes gegen die Betreibergesellschaft vorgehen. »Unser Ziel ist es, jedem Passagier eine Entschädigung von mindestens 10000 Euro für den entstandenen materiellen Schaden, die ausgestandene Angst, die ruinierten Ferien und die ernsthaften Risiken zukommen zu lassen«, erklärte der Chef des italienischen Verbraucherschutzverbands Codacons, Carlo Rienzi, am Dienstag.
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