Gedenken am Wannsee
Wulff spricht von Scham, Graumann fordert NPD-Verbot
Berlin (nd-Vesper). Wannsee sei zum Symbol »staatlich organisierter Vernichtung« geworden, sagte Bundespräsident Christian Wulff. Der Antisemitismus der Nazis sei genährt und gestützt worden vom Antisemitismus in der Gesellschaft. Es sei daher eine nationale Aufgabe, die Erinnerung an die Ermordung der Juden Europas wachzuhalten, äußerte das deutsche Staatsoberhaupt in Anwesenheit des israelischen Ministers Yossi Peled teil, der den Holocaust als Kind im deutsch-besetzten in Belgien dank Ausstattung mit einer falschen Identität überlebt hatte.
Wulff bekundete »Scham und Zorn« über die jüngste neonazistische Mordserie. Er gestand, Warnungen vor rechtsextremistischer Gewalt bis dahin für übertrieben gehalten zu haben, und versprach: »Wir werden alles tun, damit Terror und mörderischer Hass auf Fremde und Fremdes in Deutschland nie mehr Platz haben.« Wie das zu erreichen sei, ließ er offen.
Dagegen forderte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, erneut ein Verbot der NPD. Zudem beklagte er, noch immer gebe es »Menschen, die der wahnsinnigen Staatsdoktrin des Dritten Reiches huldigen«, »Faschisten, die nicht nur grölend durch die Straßen ziehen, sondern mordend das Land in Schrecken versetzen«. Die ebenfalls für ein NPD-Verbot eintretende LINKE wandte sich in einer Erklärung gegen »Faschismus, Rassismus und Antisemitismus«. Grünen-Chefin Claudia Roth bezeichnete den Holocaust als eines der »erschreckendsten Kapitel der Institutionengeschichte«.
Am Freitag gedachten zudem in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Kirchenvertreter aus Deutschland und Österreich des Genozids an den Juden. Propst Uwe Gräbe benannte die Mitschuld von »Christen und Kirchen, die keinen Widerstand leisteten«, was »Theologie und Glauben bis heute in Frage« stelle.
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