Wir - das ist jeder
Lessing-Tage in Hamburg - eine Rede von Navid Kermani
Zur Zeit schafft sie es überall hin, die Zwickauer Untergrundzelle. Sie besetzt vielfach das Denken über Landes Lage und Leid. Soeben ist sie bei Lessing angelangt. Nazis bei Nathan? Terror trifft Träume? Mörder dringen in ein Märchen ein?
Mit einer fulminanten Rede eröffnete der Schriftsteller Navid Kermani dieser Tage die Hamburger Lessing-Tage, und er nennt darin die Namen der Verbrecher Mundlos, Böhnhardt noch vor dem Namen des großen humanistischen Dichters. Den Heiner Müller als den »Lehrer unserer schwer geschädigten Güte« sah, »dieser ewigen Sonderschülerin, die laufen lernen muss im Schlamm der deutschen Siegesstrecken«.
Kermani, Jahrgang 1967, beredet die geistigen, logistischen Prozesse der nazistischen Gesinnungskriminellen und stellt die Konsequenz ihres Selbst-Mordes neben den aufwallenden Patriotismus des Prinzen Philotas in Lessings gleichnamigem Einakter. Philotas, kriegsgefangen, steht vorm Austausch mit dem e...
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