Die Zeit

Theo Angelopoulos tot

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist so blöd wie mystisch. Theo Angelopoulos starb am Dienstag an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ein Motorrad hatte ihn angefahren. Das ist die unverfrorene Blödigkeit des Todes, sein ekelhaftes apodiktisches Nebenbei. Das Mystische daran? Angelopoulos war ein Bilderdichter der Zeit. Sie sollte nie vergehen in seinen Filmen. Leben war ihm - nach Heraklit - das Kind, das am Meeresufer mit Steinchen spielt: schöne, bewegungsarme Unentwegtheit; kein Anfang, kein Ende. Ein zu Stillständen neigender Rhythmus. Und es wird just so einer, Miterfinder von schwerhäutigen Langsamkeiten, durch schuldhaftes Tempo, durch gewalttätige Schnelligkeit der Welt entrissen.

Er dankte stets dem Zufall, »der mich finanziert«, aber er leitete davon keine Pflicht gegenüber einem Publikum ab. »Reise nach Kythera«, »Der Bienenzüchter«, »Landschaft im Nebel« - diese Filme des 1935 geborenen Griechen gelten als Trilogie des Schweigens. In ihnen entwickelte Angelopoulos seine Ästhetik des Hermetischen, eines nur immer variierten thematischen Kreises: Alt und Jung (das nur ein zukünftiges Grab ist); das Immer und das Jetzt. Oder: »Die Ewigkeit und ein Tag«, so der Titel des Films (mit Bruno Ganz), der 1998 in Cannes gewann.

Wie war das? Heraklit, Meeresufer ... Der Film, den der Grieche gerade drehte, sollte heißen: »Das andere Meer«.

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