Obdachlosigkeit verboten
Die Politik setzt Budapests Wohnungslose unter Druck, Betroffene und Sozialarbeiter wehren sich dagegen
Obdachlosigkeit steht in Budapest seit Dezember unter Strafe. Doch immer mehr Ungarn engagieren sich gegen die Aufräumaktionen der Regierung. Das Schicksal der Menschen, die auf der Straße leben, wird zu einem politischen Thema in einer tief gespaltenen Gesellschaft.
Auf dem Blaha-Lujza-Platz, einem zentralen Verkehrsknotenpunkt in Budapest, stehen an diesem milden Sonnabend Dutzende Bedürftige Schlange. Sie warten auf eine warme Mahlzeit, die ihnen christliche Hilfsorganisationen regelmäßig anbieten. Aus den Lautsprechern ertönen immer wieder die gleichen Bibelverse. Eine Frau schüttet rötliche Bohnensuppe in Plastikschüsseln und verteilt sie, zusammen mit einer dicken Scheibe Brot, »im Namen Christi«. Männer und Frauen schlürfen wortlos ihre Teller leer, dann verschwinden sie in die benachbarten Seitenstraßen des achten Bezirks.
Die meisten Menschen, die hier auftauchen, haben seit Jahren keine Wohnung mehr. Das ist in Ungarn mittlerweile illegal: Wer seit dem 1. Dezember öffentliche Plätze »sachfremd nutzt«, riskiert eine Geldstrafe bis zu 500 Euro oder sogar Haft. »Die bisherige Regelung des Problems Obdachlosigkeit ist völlig gescheitert. Jeden Winter erfrieren mehr Obdachlose auf Stadtbän...
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