Freude, Prügel und Protest
Ägypter begehen Jahrestag der Erhebung - auf unterschiedliche Weise
Sehr viele Ägypter, vor allem junge Leute in den Metropolen Kairo und Alexandria, werden am gestrigen Mittwoch mit sich im Zwiespalt gewesen sein: Sollten sie den Beginn der friedlichen Proteste gegen die Regierung heute vor einem Jahr feiern, die zwei Wochen später mit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak endeten? Oder doch besser für die Fortsetzung der von der Militärführung vereinnahmten Revolte demonstrieren?
Hunderttausende entschieden sich für beides. Die größte Manifestation gab es auf dem Kairoer Tahrir-Platz (Platz der Befreiung). Dort hatte der Protest, inspiriert vom Umsturz in Tunesien, vor einem Jahr seinen Ausgang genommen.
Bis zum Nachmittag blieb es den Berichten zufolge überall weitgehend friedlich. In bester Feierlaune waren vor allem die Anhänger der bei den gerade abgeschlossenen Parlamentswahlen siegreichen islamisch geprägten Parteien. Diese waren zu Zeiten der Herrschaft Mubaraks die meiste Zeit verboten, taten wenig für dessen Sturz, verfügen aber jetzt dennoch über mehr als zwei Drittel der Parlamentssitze. Für sie ist die Revolution abgeschlossen.
Nicht so für die sogenannte Revolutionsjugend. Ihre Losungen lauteten »Nieder mit der Militärherrschaft« und eben: »Die Revolution ist noch nicht zu Ende.« In Kairo und Alexandria kam es deshalb zu Prügeleien mit Anhängern der Muslimbruderschaft.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.