Mal müde, mal munter

Vadim Glowna gestorben

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Prüfstein, nein das Prüfleben, die bewegte Prüfnatur für jede Regie sind - die Schauspieler. Es gehört zu den Wesensdingen des sehr selten und extrem ausgewählt inszenierenden Regisseurs Armin Holz, dass er für seine Aufführungen - glanzvoll entrückte Gegenwelt-Bilder - exzellente Schauspieler gewinnt. Bei ihm spielte Vadim Glowna, im vorigen Jahr, zu den Ruhrfestspielen, die letzte Theaterrolle: den Malvolio in Shakespeares »Was ihr wollt«. Erschöpfte Melancholie mit genau gesetzten Schüben einer komisch piepsenden Lebenslust.

So war Glowna oft: müde Züge, die sich urplötzlich straffen konnten, um entweder sanfte Gelassenheit und jungenhaftes Krähen zu präsentieren oder sich zu eiserner Panzerung zu versteifen. Peter Zadek holte ihn vor Jahren als Koch in seine »Mutter Courage« am BE. Ein Pfeifeschmaucher: plebejisch durchtrieben, auftrumpfend im heiseren Bellen des Kriegsrealisten, in dem ein General und ein Deserteur gleichermaßen steckten.

1931 in Eutin geboren, studierte Glowna ein wenig Theologie, entschied sich dann aber fürs Studium des Lebens, als Taxifahrer, Hotelboy, Seemann. Für ihn als Darsteller interessierte sich zuallererst Gustaf Gründgens, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. In über hundert Filmen trat Glowna auf, ein charaktervolles Typ-Schwanken zwischen verschlagener Wendigkeit, fieser Durchsetzungskraft, weinerlicher Notlage, fescher Nonchalance. Für die Rolle als Ehemann der Schriftstellerin Hanna Flanders, dieser so unweigerlich Zerstörbaren in Oskar Roehlers Film »Die Unberührbare«, erhielt er 2000 den Preis der deutschen Filmkritik.

In der Nacht zum Dienstag ist Vadim Glowna 70-jährig in Berlin gestorben.

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