Bäume dürfen fallen

Eisenbahn-Bundesamt gibt grünes Licht zum Abholzen für unterirdischen Bahnhof in Stuttgart

  • Gesa von Leesen, Stuttgart
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat eine weitere Hürde genommen. Den Baumfällarbeiten im Schlossgarten steht zunächst nichts mehr entgegen. Die Naturschützer wollen aber nicht klein beigeben.

Für Stuttgart 21 können nun mehr als 150 Bäume beseitigt werden. Jedenfalls wenn es nach dem Eisenbahnbundesamt (EBA) geht. Die Bahnaufsichtsbehörde hat der Bahn gestern das Okay erteilt, da die Bahn als Bauherrin des Milliardenprojektes »die naturschutzfachlichen Probleme untersucht und bewältigt« habe, so das EBA. Der Bescheid betrifft 176 Bäume im Stuttgarter Schlossgarten. Die will die Bahn fällen - einige auch versetzen - um dort die Riesengrube für den unterirdischen Bahnhof auszuheben.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) hat gegen den EBA-Bescheid einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Mannheim eingelegt. Nach Ansicht von BUND-Landeschefin Brigitte Dahlbender hat die Bahn fehlerhafte Gutachten zum Artenschutz vorgelegt. So seien weder bestimmte geschützte Fledermausarten, noch die Lebensgrundlagen des Juchtenkäfers ausreichend untersucht worden. Zudem moniert der BUND verwaltungsrechtliche Fehler. Dahlbender geht davon aus, dass der Eilantrag aufschiebende Wirkung haben werde. So lange werden ihrer Erwartung nach keine Bäume fallen, auch weil Stuttgarts Polizeipräsident Thomas Züfle kürzlich erklärt hat, er werde für Stuttgart 21 keinen Einsatz anordnen, wenn die Rechtslage nicht klar sei. Dahlbender: »Und bis das Gericht über unseren Eilantrag entschieden hat, ist die Rechtslage unklar.« Die Bahn will sich heute auf einer Pressekonferenz zum EBA-Bescheid äußern.

Wenn die Axt an Bäume im Schlossgarten gelegt wird, sind vor allem die Parkschützer gefragt. Die Gruppe gilt als harter Kern des S21-Widerstandes und stellte zumindest in ihrer Gründungsphase die Rettung der Bäume in den Mittelpunkt des Protests. Parkschützer-Sprecher Matthias von Herrmann betont, es sei völlig unsinnig, jetzt Bäume zu fällen. Niemand solle glauben, danach würden sofort die Bauarbeiten im Schlossgarten beginnen. Denn bevor die Bahn die Grube für Stuttgart 21 graben lassen kann, muss ein unter dem Schlossgarten verlaufender Abwasserkanal verlegt werden.

Aktuell mobilisieren die Parkschützer ihre Anhänger auf den Sonntagabend. Dann, so ihre Einschätzung, könnte es einen größeren Polizeieinsatz geben, um das Zeltdorf von Stuttgart-21-Gegnern im Schlossgarten zu räumen.

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