Teufelskreis Menschenhandel

Koordinierungsstelle in Königs Wusterhausen kümmert sich um sexuell ausgebeutete Frauen

  • Marie-Luise Klose, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Die im vergangenen Oktober gegründete Koordinierungsstelle für von Menschenhandel betroffene Frauen in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) wird nach Einschätzung von Experten gut angenommen. Träger der Einrichtung ist der international organisierte katholische Frauenverband In Via.

»Die Einrichtung arbeitet mit der gesamten landesweiten Infrastruktur zusammen, die mit dem Thema Menschenhandel irgendwie konfrontiert ist«, sagte die Gleichstellungsbeauftragte des Landes Brandenburg, Friederike Haase. »Polizei, Staatsanwaltschaft, Schwangerschaftsberatungen, Frauenhäuser und Streetworker sind in der Koordinierungsstelle eng vernetzt.« Bislang hätten sich bereits etwa 30 Frauen gemeldet. »Der Schritt aus dem Schattendasein heraus ist sehr schwer. Es braucht viel Mut, um das eigene Problem als solches zu erkennen und sich Hilfe zu suchen«, schilderte Haase. »Die Entwicklung ist daher durchaus als Erfolg zu werten.«

Viele Opfer stammen aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien. Es seien auch Deutsche betroffen, die - in Abhängigkeit gezwungen - sexuell ausgebeutet werden. »Die oft grausamen Geschichten sind absolut individuell«, berichtete Haase. »Allerdings ist es eine sehr schwierige Aufgabe, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen. Das Thema ist sensibel.« Der Kreislauf aus Gewalt und Bedrohung versetze die Frauen in ständige Angst.

Die Aufgaben der Koordinierungsstelle seien so unterschiedlich wie die hilfesuchenden Frauen. »Im Vordergrund steht die Sicherung der Grundbedürfnisse«, sagte die Gleichstellungsbeauftragte. Die Angebote reichten vom Beistand bei rechtlichen Regelungen zu Aufenthalt und Finanzen über die psychische Stabilisierung bis zur Unterstützung bei Strafanzeigen gegen die Täter.

»Für die Frauen ist es ein schwerer und langer Weg. Effektive Problemlösungen können zumeist erst nach einem Jahr erreicht werden«, betonte Haase. Umso mehr werde auf ein Netzwerk aus Verbündeten im Kampf gegen den Menschenhandel gesetzt. Frauenhäuser nehmen die Opfer in Notsituationen auf.

Die Polizei gebe Hinweise, wenn sie Prostituierte auf dem Straßenstrich aufgreife. »Auch die Bevölkerung muss hinsehen«, forderte Haase. »Wer in der Nachbarschaft den Verdacht hat, etwas könne nicht stimmen, kann die Beratungsstelle in Königs Wusterhausen informieren.«

Das Bundeskriminalamt (BKA) weist für 2010 bundesweit 610 Opfer von Menschenhandel aus, davon 67 in der Region Berlin-Brandenburg. »Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer viel höher liegt«, befürchtete Haase.

Beratungsstelle: Friedrich-Engels-Straße 4, 15711 Königs Wusterhausen

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