Sieg des Pragmatismus
Für Vertreter von NS-Opfern rüttelt das Urteil des Internationalen Gerichtshofes zugunsten Deutschlands nicht an der Geschichte
In Italien wurde die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes im Streit um Entschädigungen für NS-Verbrechen mit Bedauern aufgenommen. Überraschend war sie nicht.
Vor einer Woche wurde die Po-Ebene durchgeschüttelt. Mehrere kurze Beben jagten den Italienern in der Region Emilia-Romagna einen Schrecken ein. Größere Schäden verursachten die Erdstöße aber nicht. Das Urteil, das der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag am Freitag im Streit um Entschädigungen für Opfer von NS-Verbrechen verkündete, ließ die Menschen stärker entsetzen. Denn die Überlebenden und Hinterbliebenen von Massakern der Wehrmacht und SS sollen nach diesem Urteil nicht die ihnen zugesprochenen Entschädigungen erhalten. Hunderte Millionen Euro Schadenersatz, die in den vergangenen Jahren vor italienischen Gerichten erstritten wurden, muss Deutschland nicht zahlen.
Davon betroffen sind auch die Hinterbliebenen des Bergdorfes Cervarolo bei Reggio nell'Emilia. Erst Anfang Juli letzten Jahres verurteilte das Militärgericht Verona sieben ehemalige Soldaten der Wehrmachtsdivision »Hermann Göring« zu lebenslangen Haftstrafe...
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