Alt und Neu

In den Kulissen

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Das schaffen allerdings nur die Wenigsten. Jüngstes Beispiel: Grünen-Urgestein Hans-Christian Ströbele, 72, hält sich eine erneute Kandidatur für die Bundestagswahlen 2013 offen. »Das entscheide ich kurz vorher«, erklärte er in einem Zeitungsbericht. Ströbele errang 2002 als erster Grüner bundesweit in seinem Kreuzberger Wahlkreis ein Direktmandat, 2009 erzielte er wieder 46,7 Prozent.

Sollte Ströbele tatsächlich antreten, würde er auch den Jugendwahn bei den Grünen konterkarieren: Als sich die Partei im vergangenen Jahr anschickte, den Senat zu übernehmen, gab es beim Berliner Landesverband viele Neueintritte. »Hier laufen nur noch kleine Joschka Fischers in feschen Anzügen rum«, ätzte damals eine Parteilinke. Karrieregeilheit ist bei Ströbele indes nicht zu befürchten. Er hat schon alles erreicht, war sogar Bundessprecher, also Bundesvorsitzender.

*

Bei Weitem nicht so lange politisch aktiv wie Ströbele ist CDU-Blitzaufsteiger Thomas Heilmann. Der ehemalige Werber und Unternehmer mischt erst seit März 2009 richtig in der Berliner Union mit. Als Justiz- und Verbraucherschutzsenator hat Heilmann die Nachfolge des Kurzzeitsenators Michael Brauns angetreten. Mit Problemen seiner Öffentlichkeitsarbeit, freilich vergleichsweise kleinen, hatte vergangene Woche auch der CDU-Shootingstar zu kämpfen: »Opposition überschätzt Senator« war eine Pressemitteilung aus dem Hause Heilmann überschrieben.

Darin bezieht der Senator Stellung zu Hygiene-Vorschriften für Lebensmittelunternehmen: »Ich freue mich über Ihr Kompliment, dass Sie glauben, ich könne nach nur 14 Tagen das Problem lösen. Da überschätzen Sie mich leider. Gemeinsam mit Frau Senatorin Sabine Scheeres werde ich schnellstmöglich eine tragbare Lösung suchen.« Nur eine Stunde später erhielten die Redaktionen eine korrigierte Mitteilung von Heilmann. In der wurde zwar die Überschrift zu »Untragbare Pflichten für Tagesmütter?« geändert. Doch SPD-Senatorin Sandra Scheeres hieß weiter falsch »Sabine«. Probleme kann man innerhalb von 14 Tagen vielleicht nicht lösen, die korrekten Namen der Senatoren-KollegInnen sollten aber schon drin sein.

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