Im Netz der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz strebt mehr innere Kooperationen an / Pergamonmuseum wird saniert
Die Museumsinsel ist das Starensemble der Berliner Ausstellungslandschaft. Von 2014 an jedoch wird eines der wichtigsten Häuser auf Jahre nur noch arg eingeschränkt wirken können. Dann nämlich wird das Pergamonmuseum mit seinem Altar aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. saniert. Der Betrieb werde zwar sehr stark eingeschränkt, ganz geschlossen werde das Haus aber nicht, versicherte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, gestern auf der Jahrespressekonferenz.
Die herausragende Stellung sowohl der Museumsinsel als auch des Pergamonmuseums unterstrichen auch die Zahlen, die Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, vorlegte. So verzeichnete der Museumsverbund, zu dem unter anderen das Neue und das Alte Museum, die Neue und Alte Nationalgalerie oder der Hamburger Bahnhof gehören, letztes Jahr 4,6 Millionen Besucher. »Das ist zwar ein leichtes Minus. Aber wir mussten auch den Wegfall des Gratis-Donnerstages verkraften«. Angesichts dessen sei es ein gutes Ergebnis, so Eissenhauer. Mit Abstand größter Publikumsmagnet war das Pergamonmuseum mit 1,3 Millionen Besuchern, von denen allein 700 000 Menschen von der Ausstellung »Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf« angezogen wurden. »Würden sich die schmerzhaften Teilschließungen vermeiden lassen, dann hätten wir das auch getan«, beteuerte Parzinger
Die Preußenstiftung, die eine der größten Kulturinstitutionen weltweit ist, ist für alle Staatlichen Museen in Berlin, die Staatsbibliothek und diverse andere Einrichtungen zuständig. Sie wird vor allem vom Bund und den Ländern finanziert. Die Ausgaben sind dieses Jahr auf rund 160 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen gut 90 Millionen Euro für Bauinvestitionen.
Besonderen Wert legte Parzinger darauf, dass die Vernetzung innerhalb der Stiftung zwischen den verschiedenen Institutionen, aber auch zwischen Stiftung, Universitäten und Forschungsallianzen in Zukunft verstärkt würden. »Da ist auch schon viel passiert, die Stiftungseinrichtungen arbeiten so eng miteinander zusammen wie nie zuvor«, so der Stiftungs-Chef. Etwa für große Ausstellungen würden verschiedenste Bereiche der Stiftung ineinander greifen. Auch sei die SPK nun Vollmitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dies sei für die immer wichtiger werdende Einwerbung von Forschungs-Drittmitteln von entscheidender Bedeutung.
Eröffnet werden soll im Juni das Museum Berggruen als Dependance der Nationalgalerie. Dafür hat das land Berlin das Haus gestellt, während der Bund, wie bei allen Bauvorhaben der SPK, die Baukosten von rund 6,5 Millionen Euro trägt. Im Herbst soll dann das Archäologische Zentrum eröffnet werden, das momentan auf dem Areal gegenüber der Museumsinsel fertiggestellt wird.
Zwei große Projekte werden sich aber nach Angaben Parzingers länger verzögern als geplant. So wird das von David Chipperfield entworfene zentrale Eingangsgebäude für die Museumsinsel nicht mehr 2014 fertig. Die Tiefbau- und Gründungsarbeiten für die sogenannte James-Simon-Galerie seien schwieriger als angenommen, so der Präsident. So sei der Boden von einer eiszeitlichen Auswaschung (»Kolklinse«) durchzogen, tragfähigen Grund gebe es zum Teil erst in 20 Metern Tiefe. Zudem habe man die beauftragte Spezialfirma auswechseln müssen. Die Grundsteinlegung ist jetzt für Anfang 2013 angepeilt.
Auch der Lesesaal der Staatsbibliothek Unter den Linden wird später fertig. Er sollte eigentlich in diesem Frühling eröffnet werden. Jetzt erfolgt die symbolische Schlüsselübergabe erst im Herbst, danach sind aber noch mehrere Monate für das Einregulieren von Klimatechnik und Buchförderanlage geplant.
Für das geplante Humboldtforum soll nun eine Planstelle geschaffen werden, um vor allem inhaltliche Fragen zu beantworten und Konzepte etwa für die Agora zu entwerfen. Im zusehends unattraktiveren Standort in Dahlem soll ein »Humboldt-Lab« entstehen.
Im Bereich internationale Kooperationen wusste Parzinger von einer erheblichen Verbesserung des Verhältnisses zur Türkei zu berichten, seit die SPK »als Geste« (Parzinger) die Sphinx aus Hattuscha zurückgab. Ein Ausstellungshöhepunkt des Jahres wird die Schau »Russen und Deutsche« sein, zu sehen im Neuen Museum und in Moskau. Man darf gespannt sein, wie hier die Kooperation verläuft, ob politische Rücksichten genommen werden, und natürlich ob der stets wachsame Wutbürger darin nicht eine unangemessene Stützung Putins wittert.
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