Großartig unscharf

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Inhalt ist ein ganz wichtiges Wort. Wie Sinn. Unser Hirn hat Hände und greift danach. Sich ein Bild machen heißt immer auch: sich einen Begriff machen wollen. Zersplitternde Gewissheiten mögen wir nicht. Vernunft ist ein Aufbauhelfer, kein Räumfahrzeug. Zahlreiche Bilder von Gerhard Richter aber sind ein Grandiosum des Verwischten, des Eingeschleierten, des Diffusen, des präzis Ungenauen, des wehend Flüchtigen. Die Farbe verlässt ihr Zentrum, ihre bindende Ordnung, den Punkt, wo eine Verkündigung dem Betrachter entgegenkommt. Die Fläche flieht vor Blicken, welche die Kenntlichkeit suchen. Die Fläche breitet sich aus wie Arme, die sich in eine Offenheit hineinwerfen, die auffängt, aber zugleich auch auflöst. Richters Paradoxon: Das Bild träumt von Abbildlosigkeit. Das Abstrakte und das Gegenständliche setzen sich zusammen. Negation und Fülle schließen Frieden. Natur lebt Struktur. Die Bedeutung folgt dem Rätsel ins vielsagende Schweigen...


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