Leben mit zwei Geschlechtern
Warum intersexuelle Menschen es ablehnen, sich chirurgisch »behandeln« zu lassen
Kaum eine andere geschlechtliche Besonderheit des Menschen ist mit so viel Halbwissen und Vorurteilen belastet wie die Intersexualität. Selbst Ärzte sehen darin häufig eine Krankheit oder Störung und beeinträchtigen so nachhaltig die Selbstfindung intersexueller Personen.
In Deutschland kommen jährlich Hunderte von Kindern zur Welt, die sich nicht eindeutig einem bestimmten Geschlecht zuordnen lassen. Sie besitzen innere und äußere Geschlechtsmerkmale, die in ihrer Kombination und Ausprägung für Frauen oder Männer ansonsten untypisch sind (siehe Kasten). Während sich die Betroffenen später selbst als Hermaphroditen, Zwitter oder Intersexuelle bezeichnen, stehen sie dem medizinischen Fachbegriff »DSD« (Disorders of Sex Development - Störungen der Geschlechtsentwicklung) mehrheitlich skeptisch gegenüber. Denn sie halten sich weder für »gestört« noch für behandlungsbedürftig.
Gleichwohl müssen viele intersexuelle Kinder unmittelbar nach der Geburt eine kosmetische Genitaloperation über sich ergehen lassen. Da dies naturgemäß ohne Einwilligung geschieht, verletzen solche Eingriffe das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Die weitaus meisten operierten intersexuellen Kinder ...
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