Still schreien die dunklen Steine

Uraufführung: Lera Auerbachs Requiem »Dresden« in der Frauenkirche

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.
»Dresden – Ode to Peace«. Ölgemälde von Lera Auerbach (2012) © Auerbach
»Dresden – Ode to Peace«. Ölgemälde von Lera Auerbach (2012) © Auerbach

Dresdens Innenstadt ist der architektonische Versuch einer Wiedergutmachung. Neubauten imitieren ihre zerbombten Vorgänger. Sie mühen sich redlich, geschlossene Gassen zu bilden. Die in frischem Glanz strahlenden Barockbauten, derentwegen die meisten Besucher in die Stadt kommen, haben den Charme von Lego-Modellen: teures Spielzeug, an dem die Nachgeborenen sich erfreuen dürfen.

Beinahe ein ganzes Menschenleben lang hat die Stadt keinen Krieg mehr gesehen. Aber immer noch müssen Touristen sich ihren Weg über Baustellen bahnen, überall Bagger und Gitterzäune. Hinter einem davon beklagt ein Schild den Verlust des UNESCO-Weltkulturerbestatus für das Dresdner Elbtal. Die Aufschrift erinnert daran, warum die UNESCO gegründet worden ist: »um durch Bildung, Wissenschaft und Kultur zu Versöhnung und Völkerverständigung beizutragen und somit Kriege unmöglich zu machen.«

67 Jahre nach der Dresdner Bombennacht ist in der sieben Jahre alten...


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