Osteuropa zittert weiter
Zahl der Todesopfer steigt bei anhaltender Kälte
Der Extremfrost in Russland und weiteren Ländern Osteuropas lässt die Zahl der Kältetoten dramatisch steigen. Allein Russland registrierte bis Montag 215 Kälteopfer. Zudem wurden fast 6000 Patienten wegen Erfrierungen und Unterkühlungen ärztlich behandelt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Auch die Ukraine, Polen, Tschechien, Rumänien und Serbien haben bereits zahlreiche Kältetote gemeldet. In Polen sind allein in der vergangenen Nacht fünf Menschen erfroren. Russische Meteorologen sprechen vom härtesten Februar in 60 Regionen seit mehreren Jahrzehnten. Besonders betroffen war demnach der Süden des Landes.
In Rumänien hat der eisige Winter innerhalb von 24 Stunden sechs weitere Todesopfer gefordert. Die Gesamtzahl stieg damit nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Bukarest auf 74. Der Süden des Landes wird nach Behördenabgaben von weiteren Schneestürmen heimgesucht. Der Schnee liegt stellenweise meterhoch, viele Dörfer sind isoliert.
Die Zahl der Kältetoten in Tschechien ist seit Beginn der Frostperiode auf mindestens 28 gestiegen. Bergsteiger fanden bei der Stadt Bilina im Nordwesten Tschechiens am Montag in einer Felskluft die Leiche eines Mannes. Vermutlich handelt es sich dabei um die sterblichen Überreste eines seit voriger Woche vermissten 41 Jahre alten Wanderers, der bei Temperaturen unter minus 20 Grad kaum eine Überlebenschance hatte. Am Sonntag starben ein 45 und ein 64 Jahre alter Mann jeweils vor ihrer Haustür an Erfrierungen, nachdem sie gestürzt waren.
Bulgarien rief nach einem neuen Schneeeinbruch die zweithöchste Alarmstufe orange aus. Vier Stauseen liefen über die Ufer. Eine Lawine stürzte auf die internationale Fernstraße von der Hauptstadt Sofia nach Mazedonien. Die Schneemassen sperrten die Fahrbahnen, doch wurde niemand verletzt, wie das Staatsradio berichtete. An 110 Schulen landesweit wurden die Kälteferien verlängert.
Heftige Schneefälle haben zahlreiche Schäden an Kirchen in Mittelitalien verursacht. Wie die »La Repubblica« am Dienstag berichtete, stürzten zwei Klöster in der Stadt Urbino teilweise ein. Auch das Dach einer Kapuzinerkirche brach demnach ein. In der Nähe der Stadt Urbania stürzte ebenfalls ein Kirchendach ein. In Rom brachen aufgrund der Witterungsbedingungen Bruchstücke aus dem berühmten Kolosseum. Das antike Amphitheater ist seit einiger Zeit für Touristen geschlossen.
In Deutschland ist es am Dienstag zu zahlreichen Unfällen gekommen. Teils heftiger Schneefall behinderte den morgendlichen Berufsverkehr in Bayern erheblich. Sogar ein Fahrzeug des Winterdienstes kippte auf der Autobahn um. Am Münchner Flughafen konnten fast 70 Maschinen nicht starten, weil die Pisten verschneit waren. In Hessen waren mehrere Autofahrer bei Schnee und spiegelglatten Straßen in witterungsbedingte Unfälle verwickelt. Drei Menschen wurden schwer verletzt, teilte die Polizei in Kassel mit.
Treibeis und eine teils geschlossene Eisdecke verhindern weiter die Schifffahrt auf Donau und Main. Die rund 230 Kilometer lange Flussstrecke der Donau zwischen Kelheim und Untergriesbach nahe Passau sei weiter komplett gesperrt, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt in Regensburg mit. dpa/AFP
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