Heiße Phase
Sarkozy erklärte Präsidentschaftskandidatur
Dass Nicolas Sarkozy für eine zweite Amtszeit als Präsident Frankreichs kandidieren wird, daran hatte niemand gezweifelt. Seit Monaten waren die meisten seiner Aktivitäten nichts anderes als vorweggenommene Wahlkampfauftritte, allerdings mit den Mitteln und Möglichkeiten eines Staatschefs, also auf Kosten der Steuerzahler. Dass er am Mittwochabend seinen Entschluss in der Nachrichtensendung von TF1 bekannt gab, spricht für sich. Der größte private Fernsehsender gehört ebenso wie der größte Baukonzern des Landes seinem Freund Martin Bouygues. Das passt zum »Präsidenten der Reichen«, wie ihn viele Franzosen inzwischen nennen. Er hat seinen Freunden durch Steuergeschenke und maßgeschneiderte Gesetze viele Millionen Euro zugeschanzt, während die arbeitenden Franzosen den Riemen immer enger schnallen müsse.
Jetzt will Sarkozy »die Arbeit ins Zentrum stellen«, dabei ist die Arbeitslosigkeit noch nie so schnell gestiegen wie in seiner Amtszeit, und den Beschäftigungslosen hat er erst vor Tagen unterstellt, sie seien einzig auf »Stütze« aus. Er kündigte scharfe Maßnahmen an, um sie künftig zu jeder nur denkbaren Beschäftigung zu zwingen. Mit großer Geste verkündete Sarkozy, es wäre »Verrat, Frankreich in der Krise zurückzulassen wie ein Kapitän, der sein Schiff mitten im Sturm verlässt«. Kritik lässt er nach wie vor nicht gelten. Die nicht eingehaltenen Wahlkampfversprechen von 2007 lastet er der Krise an. Er habe noch viel zu sagen, vorzuschlagen und durchzusetzen. Die Reformen, die das Land aus der Erstarrung befreien sollten, seien längst noch nicht voll-endet.
Frankreich stark zu machen, ist Sarkozys Wahlkampfmotto. »Nur ein starkes Frankreich kann seinen Bürgern bewahren, was sie sind und haben«, erklärt er. Darüber, was sie schon eingebüßt haben, verliert er kein Wort, auch von mehr Gerechtigkeit ist nicht die Rede. Immerhin will er »den Kontakt zum Volk wiedergewinnen«. Was bedeutet, dass er diesen Kontakt und damit das Vertrauen der Franzosen verloren hat. Zumindest das scheint er verstanden zu haben.
Sarkozys Herausforderer richteten gleich nach dem Fernsehauftritt am Mittwochabend scharfe Angriffe gegen den Präsidenten und nannten die Bilanz seiner ersten Amtszeit desaströs. In Umfragen liegt Sarkozy seit Monaten klar hinter dem sozialistischen Kandidaten François Hollande. Er zähle die Tage bis zur Entscheidung, sagte Hollande zu Sarkozys neuerlicher Bewerbung.
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