Schattenboxen ums Bellevue
Nachdem Wulff K. o. ging, will die Kanzlerin einen Konsenskandidaten ohne die LINKE
Nachdem am Donnerstagabend die Entscheidung der Hannoveraner Staatsanwaltschaft bekannt geworden war, die Aufhebung der Immunität des Bundespräsidenten wegen Verdachts auf Vorteilsnahme zu beantragen, trat Christian Wulff gestern zurück. Heute berät Schwarz-Gelb über seine Nachfolge, die laut Grundgesetz in 30 Tagen geklärt werden muss. Die Kanzlerin will SPD und Grüne bei der Kandidatensuche ins Boot holen - die LINKE nicht.
Vermutlich waren die Mainzer Karnevalisten gestern die einzigen in der Republik, die den Rücktritt des Bundespräsidenten bedauert haben, weil sie einen Wagen für den Rosenmontagszug noch einmal ändern müssen. Nun machen sie übers Wochenende aus dem im Boxring in den Seilen hängenden ein K. o. gegangenes Staatsoberhaupt. Damit reagieren die Mainzer Narren allerdings weit schneller als das Objekt ihres Spottes Wulff.
Der bisherige Bundespräsident hatte immerhin mehr als zwei Monate seiner knapp 20-monatigen Amtszeit gebraucht, um aus den diversen Affären um einen 500 000-Euro-Kredit für sein Haus in Hannover, von einflussreichen Gönnern gesponserte Urlaube, um Hotel- und Handyrechnungen, die allesamt den Verdacht einer gewissen Käuflichkeit nährten, die richtige Schlussfolgerung zu ziehen. Das freilich tat Wulff nicht, ohne erneut - wie zuvor schon in einer ersten öffentlichen Stellungnahme und in einem Fernsehinterview - die eigene L...
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