- Kultur
- Berlinale 2012
Erinnerung für morgen
Die Wettbewerbsjury entschied nicht konservativ, sondern wagemutig
Mit der festlichen Verleihung des Goldenen und der Silbernen Bären sowie zahlreicher Spezialpreise gingen am Wochenende die 62. Internationalen Filmfestspiele von Berlin zu Ende. Über 400 Filme waren im Wettbewerb und in den Sektionen zu sehen.
Der letzten Film, den ich bei dieser Berlinale sah, lief außer Konkurrenz: »Bel ami« nach Guy de Maupassant. Ein Parvenu-Film über einen skrupellosen Aufsteiger. Ein Medien-Macht-Film, passend zu jenem Bermuda-Dreieck Kai Diekmann, Mathias Döpfner, David Groenewold, darin gerade ein Bundespräsident versank. Dieser war auf allzu aufreizende Weise ein Vertreter jenes Typus, den vor über 150 Jahren bereits Stendhal in »Lucien Leuwen«, dem grandiosen Buch über Restauration und die Herrschaft der Banken in Frankreich, so auf den Punkt brachte: »Man hat schon genug, wenn man solche Leute bei einer Morgenaudienz sieht, um die man sie bittet.«
Im Klima des geistig-moralischen Niedergangs dieser Gesellschaft ist es kein Wunder, dass sich in diesem Klima die Berlinale auf grundsätzliche Weise neu zu orientieren versuchte.
Die Wettbewerbsjury unter Mike Leigh, der 2008 mit »Happy-Go-Lucky« den Goldenen Bären gewann, prämierte Erinnerung a...
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