Spekulationsobjekt Prora

Block 1 der Nazi-Immobilie erneut verkauft

  • Lesedauer: 2 Min.

Prora (dpa/nd). Nach dem Verkauf der einstigen Nazi-Immobilie Prora an Privatinvestoren dreht sich das Verkaufskarussell um die als »Seebad der 20 000« geplante Anlage auf Rügen weiter. Am 31. März wird der 500 Meter lange Block I der Riesenimmobilie versteigert. Mit dem Weiterverkauf der heute weitgehend verwahrlosten Anlage auf dem freien Markt sehen Historiker und Architekten die Privatisierung durch den Bund als gescheitert an.

»Prora verkommt zu einem Spekulationsobjekt«, sagte der Leiter des Dokumentationszentrums Prora, Jürgen Rostock. »Die kulturell-historische Dimension fand bei den Verkäufen keine Beachtung.« Jetzt gehe es nur darum, möglichst effizient viele Ferienwohnungen und Hotelbetten zu errichten oder das Objekt gewinnbringend weiterzuverkaufen. Das Mindestgebot für den nun zur Versteigerung stehenden Block liegt bei 798 000 Euro und damit knapp über dem Dreifachen des 2006 vom Bund erzielten Preises. Damals hatte Ulrich Busch - Sohn des Arbeiterliedsängers und Schauspielers Ernst Busch - die baugleichen Blöcke I und II für insgesamt 455 000 Euro vom Bund erworben, um Hotel und Wohnungen zu errichten.

Busch verkaufte später den Block I an einen österreichischen Privatinvestor, gebaut wurde bisher nicht. Nun trennt sich der österreichische Partner von seinem Teil.

Nach Ansicht Michael Bräuers, Vizedirektor der Abteilung Baukunst der Akademie der Künste, zeigt die Preisentwicklung, dass der Bund die Anlage deutlich unter Wert verkauft habe. Historiker sehen zudem eine weitere Gefahr: Bei einer Privatauktion sei nicht mehr auszuschließen, dass sich rechtsextremistische Gruppierungen in die Immobilie einkauften. »Wer will das später kontrollieren?«, fragt Rostock.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.