Tot oder lebendig

Es ist einer der großen Gänsehautmomente der Popgeschichte. Als Countrymusiker Johnny Cash 1969 in der US-amerikanischen Strafanstalt San Quentin den gleichnamigen Song beendet hatte, waren die Insassen so aus dem Häuschen, dass der widerspenstige Künstler »San Quentin« gleich noch einmal anstimmte. Das zeigt zunächst eine heute eher selten anzutreffende Großzügigkeit des Stars gegenüber seinem Publikum. Die Entscheidung jedoch, zwei gleiche Versionen desselben Songs direkt hintereinander auf dem Livealbum zu veröffentlichen, beweist echte Leidenschaft. Der im Jubel untergehende Anfang des zweiten Anlaufs vermag, zartbesaiteten Aficionados Tränen in die Augen zu treiben.

Diese insgesamt sieben Minuten fassen nicht nur gut zusammen, was Cash meilenweit über dem normalen Country-Kosmos schweben lässt. In ihnen steckt das Kultpotenzial für Generationen: der berüchtigte Ort und die unverblümte Parteinahme des Bassbaritons für die Schwe...