Angst vor Schutt, Dreck und Lärm

Neubau der U-Bahnlinie 5 wird von Gewerbetreibenden Unter den Linden mit Sorge gesehen

  • Harald Rohde, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
54 Linden wurden für den U-Bahn-Neubau gefällt.
54 Linden wurden für den U-Bahn-Neubau gefällt.

»Da müssen Betondecken aufgebrochen werden - es wird ungeheuer laut und es gibt viel Dreck.« Martin Fichtmüller, der Manager des Berliner Hotels Westin Grand, blickt mit Sorge auf die kommenden Monate. Er ist stolz auf den Fünf-Sterne-Standard des Hotels. Doch vor dem Haus, wo sonst Tag für Tag Scharen von Touristen auf dem Boulevard Unter den Linden oder vor den noblen Läden in der Friedrichstraße flanieren, wird bald schon ein riesiges Loch gähnen.

Voraussichtlich im Mai werden Bauarbeiter damit beginnen, eine gut 25 Meter tiefe Baugrube auszuheben. Dann entsteht hier an der belebten Straßenkreuzung ein Umsteigebahnhof für die U-Bahn der landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Von Juli 2012 bis Oktober 2013 wird deshalb auch die Linie U 6 zwischen den Stationen Friedrichstraße und Stadtmitte unterbrochen sein.

Einige Anlieger sehen sich nur unzureichend vor unerwünschten Begleiterscheinungen der Bauarbeiten geschützt und sind vor Gericht gezogen. Es gehe leider nicht anders, sagt Fichtmüller. Sein Hotel gehört zu den Klägern.

An der Station werden sich in einigen Jahren die Linien U 5 und U 6 kreuzen. Der Bahnhof ist Teil eines der größten Berliner Bauvorhaben der kommenden Jahre neben dem Neubau des Berliner Stadtschlosses: der 2,2 Kilometer langen Verlängerung der U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor, wo der Anschluss zum Hauptbahnhof bereits in Betrieb ist. 433 Millionen Euro soll die Tunnelstrecke kosten und im Sommer 2019 alles fertig sein.

Für Fichtmüller ist es ein Alptraum, dass viele seiner 400 Zimmer und Suiten leerbleiben könnten, bis es auf der Baustelle wieder ruhiger zugeht. »Gegen den U-Bahnbau haben wir nichts, aber wir befürchten größere negative Auswirkungen auf das Hotelgeschäft, und das wird leider ignoriert«, sagt der Manager.

Deshalb hat das Hotel gegen die Planfeststellungsbehörde geklagt, gemeinsam mit den gegenüberliegenden Büro- und Geschäftskomplexen Rosmarin-Karree und Lindencorso, in dem sich unter anderem die Volkswagen-Gruppe in der Hauptstadt präsentiert. Hier werden Mietausfälle befürchtet.

Die Klage hat das Ziel, den Planfeststellungsbeschluss um Schutzmaßnahmen zu ergänzen, wie der Rechtsanwalt Siegfried de Witt erläutert. Es gehe vor allem um Lärmschutz. Die Klagen sind beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig anhängig - Beschleunigungsregelungen für große Infrastrukturvorhaben machen das möglich.

»Wir wollen noch dieses Jahr eine Entscheidung bekommen«, sagt de Witt. Ein Verhandlungstermin stehe noch nicht fest. Eine Gefahr für die Bauarbeiten stellt das Verfahren aus Behördensicht nicht dar. Letztendlich, so heißt es, gehe es um Entschädigung, also um Geld.

Die Planungsbehörden hätten Hürden für eine Entschädigung sehr hoch gelegt, kritisiert Fichtmüller. Vor Jahren sei noch von besonderen Schutzmaßnahmen die Rede gewesen, etwa von hohen Lärmschutzwänden. Doch davon sei nichts übrig geblieben, jetzt solle es nur noch Entschädigungen für gewisse Tage geben. »Wir haben uns ein Jahr lang bemüht, mit der BVG eine Vereinbarung zu treffen, doch es war nichts zu machen«, berichtet Anwalt de Witt.

Die BVG ist nicht die Genehmigungsbehörde, aber auch als Bauherrin sieht sie die Sachlage völlig anders. »Wir haben den Straßenlärm auf der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße gemessen«, erläutert BVG-Sprecherin Petra Reetz. »Vermutlich wird der Baulärm geringer ausfallen als der heutige Verkehrslärm.« Reetz erinnert daran, dass auch vor dem Luxushotel Adlon am Brandenburger Tor ein neuer U-Bahnhof entstanden sei. »Das Hotel ist auch nicht zusammengebrochen«, sagt die Sprecherin. Und für den Betreiber sei der U-Bahnanschluss ein Traum.

Die BVG erwartet, dass die rohe Betonhülle des neuen Bahnhofs nach gut einem Jahr fertig ist. Dann soll ein Betondeckel auf die Baugrube kommen und von den restlichen Arbeiten, den Auskleidungen und technischen Installationen, nichts mehr zu sehen und zu hören sein.

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