Verhöhnung als Polizeijargon

Gewerkschaftskalender sorgt in Bayern für Ärger

  • Lesedauer: 2 Min.

München (dpa/nd). Um einen Kalender der Deutschen Polizeigewerkschaft ist in Bayern ein heftiger Streit entbrannt. Der Grund: Einige Karikaturen darin sollen geschmacklos oder sogar latent rassistisch sein. Der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hat seine Dienststellen angewiesen, den Kalender nicht mehr aufzuhängen, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit Medienberichte.

Konkret geht es etwa um eine Karikatur mit einem festgenommenen Farbigen mit überzeichneten dicken roten Lippen, der sich gegen den Griff eines Polizeibeamten wehrt und in gebrochenem Deutsch schreit: »Was heiß' hie' Ve'dunklungsgefah'...?!« Das Januar-Bild zeigt die Heiligen Drei Könige und der schwarze König muss Kamel-Exkremente aufsammeln. In der August-Karikatur geht es um einen Selbstmörder und einen Polizisten, der ihm sagt: »Jetzt spring' endlich, du Idiot, ich hab noch anderes zu tun heut!«

»Es geht um Karikaturen, die missverstanden werden könnten«, sagte der Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums. »Sie dürfen bei uns nicht mehr aufgehängt werden, um ein unmissverständliches Zeichen zu setzen.« Sie spiegelten einen Geist wider, »der mit dem Selbstverständnis der Münchner Polizei nicht zu vereinbaren ist«, zitiert der Bayerische Rundfunk den Polizeipräsidenten Schmidbauer - auch wenn die Freiheit der Kunst ein wichtiges Grundrecht sei.

Der bayerische Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Hermann Benker, kann die Aufregung nicht verstehen. »Für mich ist das Ganze absolut unverständlich. Es wird so getan, als ob es diesen Polizeijargon nicht geben würde«, sagte er. Es handle sich lediglich um einen Jargon, wie es ihn in allen Berufszweigen gebe. »Da steckt nichts dahinter.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.