Die alten Fans blieben aus im neuen Haus
Tempodrom mit Heimatklänge-Resonanz unzufrieden
Die Mimen der Straßentheatergruppe Cacahuète konnten am letzten Tag der 15. Heimatklänge ihre wenigen Zuschauer per Handschlag begrüßen. Nur rund 9500 Besucher zählte das Tempodrom im vergangenen Monat. Im Vorjahr zog das Festival Heimatklänge über 65000 Menschen in den Posthof am Ostbahnhof in Friedrichshain. Bei dreifachem Eintritt spielten die HeiratsKlänge in diesem Jahr ihre Kosten nicht ein. Durch die Streichung der Förderung für 2003 sieht die Tempodrom-Gründerin Irene Moessinger die Heimatklänge und das gesamte Haus als Kulturstandort am Anhalter Bahnhof in Kreuzberg in Gefahr. Zehn Jahre besuchte Hülya Duyar die Heimatklänge: »Ich habe die Konzerte immer geliebt und bin sehr traurig, dass sie nicht mehr in den Zelten stattfinden.« Die diesjährigen HeiratsKlänge waren für die Schauspielerin eine völlig andere Veranstaltung. Einmal noch ging Duyar in das neue Tempodrom. Mit 300 Gästen feierte sie dort ihre unkonventionelle türkische Hochzeit.
»Die Veränderungen wurden vom Publikum nicht angenommen«, resümiert Michael von Petrykowski, der musikalische Leiter des Festivals in diesem Jahr. »14 Jahre waren die Heimatklänge ein Sommertreffpunkt im Freien«, erläutert er. Erst »umsonst und draußen«, dann bei Eintritt von sechs Mark. »Wem die Musik weniger gefiel, der hat sich eben mit Bekannten unterhalten.« Bei zehn Euro für ein Konzert drinnen entscheiden die Leute anders: Zu unbekannten Gruppen kommen nur wenige. Dadurch verliert das Festival seinen Charakter. Das Thema Heirat sei kein Bruch, um ein neues Publikum anzusprechen. »Aber ein einfacher vermittelbares Motto wie Kuba wäre sicherlich besser gelaufen.«
»Wir hatten mit mindestens der doppelten Besucherzahl gerechnet«, kommentiert Irene Moessinger. Den höheren Eintrittspreis erklärt sie mit der Kürzung des Senatszuschusses auf 125000 Euro. Zusätzlich sei der Hauptsponsor abgesprungen. Im Vergleich zu den Zelten sind die Betriebskosten im neuen Haus wesentlich höher. Eines steht für die Tempodrom-Chefin fest: »So können wir die Heimatklänge nicht noch einmal machen. Die Förderung muss höher werden.« Der Landeshaushalt für 2003 sehe anders aus: Die Gelder wurden komplett gestrichen.
Das Festival Heimatklänge steht für die Situation des Tempodroms insgesamt. Im kommenden Jahr will der Senat weder den Betrieb des Hauses noch Veranstaltungen unterstützen. »Als wir im Tiergarten die Zelte abbrechen mussten«, betont Irene Moessinger, »hat uns die Stadt Erhöhung der Mittel für den ganzjährigen Betrieb zugesagt.« Allein aus eigener Kraft sei das Haus nicht zu bewirtschaften. Die Tempodrom-Chefin will ...
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