Die Strafe, die auf Liebe steht
»Die sieben Todsünden« von Brecht/Weill an der Komischen Oper Berlin
Leere Bühne, Dunkelheit. In der Nische Pianist Frank Schulte, er klimpert etwas. Der Suchscheinwerfer, fast in den Stand einer Figur erhoben, blinkt auf, projiziert ein scharf umrissenes Loch, eine Schlinge, auf den Vorhang. Welcher Kopf passt hinein? Noch ist niemand da. Suchprozess im Ritardando. Wer wird verdächtigt, verfolgt?
Der Vorhang öffnet sich einen Spalt. Zum Glück, die Nasenspitze der Schauspielerin und Sängerin Dagmar Manzel schaut heraus, bald ihr Gesicht, ihr Körper. Die Inszenierung nimmt sich Zeit. Sie dehnt und quält. Immerhin dauern die »Sieben Todsünden« mit Musik und Szenerie gemeinhin nur etwa eine Stunde. Das ist zu knapp für einen Opernabend. Also Zeit schinden und Zuätzliches einbauen. Endlich tritt die Künstlerin vors Publikum.
Wer aber meint, nun beginne das Stück, der freut sich zu früh. Manzel muss vorab Stückfremdes singen, eine gedehnte Revue aus Weill-Songs, als befände man sich in einem Liederabe...
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