Grenzgänger

TOTEM UND TABU

  • Reinhard Kruska
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Nichts schien dem menschlichen Willen vor 100 Jahren mehr trotzen zu können. 1912 endete Roald Amundsens berühmte Expedition zum Südpol, Technik und Wissenschaft entwickelten sich explosionsartig und die Welt schien ihre blinden Flecken zu verlieren. Derweil baute in Wien ein gewisser Sigmund Freud an seinem Konzept der Psychoanalyse, die sich ebenfalls mit allerlei »dunklen Kontinenten« herumschlagen sollte. Sie suchte indes allzu vertraut scheinende Orte auf, um auf diese ein neues, teils recht grelles Licht zu werfen.

Freuds ab 1912 erscheinendes Werk »Totem und Tabu« steht an einer Nahtstelle zwischen Nähe und Ferne, ist als große Reise in die Vergangenheit und zukunftsweisend zugleich aufzufassen. Freud setzte mit seiner Betrachtung der »Gemeinsamkeiten im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker« ein überaus streitbares Thema in die Welt, das bis heute unbequem wirkt, weil Freuds Schlussfolgerungen kulturelle Sprengkraft besi...


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