18 plus eins

In der kleinsten Grundschule von Rheinland-Pfalz ist so manches anders als an den übrigen Schulen im Land

  • Christian Schultz, dpa
  • Lesedauer: 4 Min.
18 Schüler und eine Vollzeitlehrerin - das ist die Grundschule Langenfeld in der Eifel, die kleinste in ganz Rheinland-Pfalz. Hier zeigt sich, wie wert- voll individuelle Betreuung ist.

Langenfeld. Vor dem Unterricht stellt sich Birgit Hahne auf die Eingangstreppe zur Schule und schlägt mit einem Klöppel gegen einen Gong. Eine elektrische Glocke gibt es in der kleinsten Grundschule von Rheinland-Pfalz nicht. In Langenfeld in der Eifel ist überhaupt so manches anders als an den übrigen Schulen im Land. Birgit Hahne ist Schulleiterin und einzige Lehrerin in Vollzeit in einer Person. 18 Schüler zwischen sechs und zehn Jahren hat sie unter ihren Fittichen.

Im Flur sind die 18 Schuhpaare der Kids ordentlich in Regalen aufgereiht, darüber hängen ausgestopfte Vögel - etwa ein Mäusebussard und eine Schleiereule. Nebenan versammelt sich die gesamte Schule in einem überschaubaren Kreis zum Morgengebet. Alle fassen sich an den Händen und eröffnen den Schultag. »Was beschäftigt euch denn so?«, fragt Hahne und schaut in die Runde. Die zehnjährige Antonia erzählt von einem gestorbenen Hamster. Ihre sieben Jahre alte Mitschülerin Louisa lässt alle wissen, dass sie in der Nacht ihr Kuscheltier gesucht hat. »Das war unter dem Kissen versteckt«, sagt sie.

Dann steht Musik auf dem Stundenplan. Dieses Fach sowie Kunst und Sport machen alle 18 Schüler gemeinsam. Das gilt auch für das Frühstück, zu dem sich täglich alle versammeln und Schulleiterin Hahne etwas vorliest. Die Klassengrenzen lösen sich regelmäßig auf - etwa, wenn Schüler alte Menschen im Ort besuchen und aus Büchern vorlesen oder wenn sie zu Besuch im Seniorenheim sind. Einmal war sogar ein Mitmach-Circus aus Köln da und hat mit den Kindern ein Stück einstudiert.

Wechsel von Tisch zu Tisch

Auch die überdimensionalen Buntstifte aus Holz vor dem Eingang der Schule haben die Erst- bis Viertklässler vor einigen Jahren zusammen mit einem Künstler gestaltet. »Wir sind die kleinste Schule mit den größten Buntstiften«, scherzt die 59-jährige Hahne, die seit dem Jahr 1998 in Langenfeld arbeitet.

Ansonsten verteilen sich die Jungs und Mädchen auf zwei Zimmer. In einem sitzt die erste und zweite Klasse, in dem anderen die dritte und vierte. Drei Schüler sind es zurzeit in Klasse vier. Im Vergleich dazu umfassten Grundschulklassen in Rheinland-Pfalz im Schuljahr 2010/2011 laut Statistischem Landesamt durchschnittlich 20,6 Schüler.

Für Hahne und ihre drei Kolleginnen, die für mehrere Stunden pro Woche in die Schule kommen, bedeutet das: Von Tischgruppe zu Tischgruppe wechseln, thematisch immer wieder umschalten. Während mit der einen Gruppe Aufgaben besprochen werden, bekommen die anderen eine Arbeit, die sie still erledigen können. »Das ist anstrengend«, sagt die Schulleiterin. Dass sie in einer so kleinen Schule sind, finden die Kinder klasse. Da sind sich alle einig. Auch Schulleiterin Hahne geht es so. »Die Kinder fühlen sich füreinander verantwortlich«, sagt sie. »Wenn ich den Großen sage, dass sie Vorbilder sind, dann reißen sie sich schon zusammen.« Die Jüngeren würden von den Älteren vorangetrieben. »Außerdem bekommen wir von den weiterführenden Schulen immer wieder gesagt, dass unsere Kinder gut vorbereitet sind.«

»Eine so kleine Schule ist purer Luxus«, sagt Hahne. Das zeigt sich auch am überschaubaren Schulbusweg. Gut zwei Kilometer sind es höchstens für die Kinder, aus Langenfeld, Arft, Langscheid und Acht im Kreis Mayen-Koblenz - und das in der dünn besiedelten Eifel. Nur rund 1100 Einwohner zählen die vier Orte zusammen.

Zum Nutzen der Kinder

Auch Elternsprecher Thomas Leste weiß die Minischule zu schätzen. »Das ist ein liebens- und lebenswerter Ort.« Ein großer Vorteil sei der enge Austausch mit Schulleiterin Hahne. »Das Persönliche wird ganz groß geschrieben.« Das nützt natürlich vor allem den Kindern. »Jeder wird da abgeholt, wo er gerade steht«, sagt Leste.

An der Langenfelder Grundschule ist Pause. Auf dem Schulhof wird kräftig getobt. »Das macht Spaß«, sagt Luisa mit strahlenden Augen während sie sich ihre Stiefel anzieht. Kurz darauf wird Schulleiterin Hahne dann wieder zum Gong greifen, den es übrigens noch gar nicht lange gibt. »Bis vor kurzem haben wir noch geklatscht«, sagt Hahne.

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