Die Cyrenaika-Führer und ihre Liebe zur Autonomie

Die Zerschlagung der Gaddafi-Strukturen hat neue Begehrlichkeiten im vermeintlich unterprivilegierten Landesosten geweckt

Ein zentralistisch regierter Staat hat in Libyen weder Tradition, noch ist er in der sehr stark von Stammesstrukturen geprägten libyschen Gesellschaft erwünscht. Dennoch war er unter der Herrschaft des Königs und später Gaddafis bis zu einem gewissen Maße erzwungen worden. Nach dessen Sturz driften die Regionen um so stärker auseinander.

Um die staatliche Einheit Libyens ist es nicht gut bestellt. Die Clan-Chefs in der Cyrenaika sind offenbar zu der Ansicht gelangt, jetzt genug stillgehalten zu haben. Der NATO-Luftkrieg gegen Gaddafi hat ihnen in die Karten gespielt. Seine Niederlage haben sie auch in dem Sinne als ihren Sieg betrachtet, als er die institutionelle Vorherrschaft von Tripolis und Tripolitanien zunächst gebrochen hat. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Über 40 Jahre lang hatte Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi mit einer Mixtur aus Bestechung und Repression die Rivalität der libyschen Clans gesteuert. Wobei die Tripolitanier stets etwas besser davonkamen, weil dort nicht allein die Hauptstadt liegt, sondern auch Gaddafis Geburtsregion Sirte.

Jetzt schlägt Bengasi zurück. Warum die Einnahmen aus den in der Cyrenaika sprudelnden Ölquellen mit den ungeliebten Hauptstädtern teilen? Aber so ungeschickt machen sie es nicht. Die Gruppe von Stammesführ...


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