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Rückversicherer

Kommentar von Gabriele Oertel

  • Lesedauer: 2 Min.

Natürlich hat Norbert Röttgen keine Lust darauf, auf der Oppositionsbank in Düsseldorf zu versauern, wenn er im Merkel-Kabinett am ganz großen politischen Rad mitdrehen kann. Und freilich ist er nicht der erste Bundespolitiker, der sich auch als Spitzenkandidat für eine Landtagswahl ein Türchen offenhält, um im Falle seines Scheiterns der Provinz ganz schnell den Rücken zuwenden zu können. Aber Röttgen hat Pech. Erstens schauen die Wähler nicht nur in Nordrhein-Westfalen inzwischen genauer hin, mit welcher Ernsthaftigkeit jemand um Vertrauen wie Verantwortung wirbt. Dann nutzt die Konkurrenz immer gnadenloser jede Chance, den Mitbewerber ins Abseits zu manövrieren. Und schließlich steht die gesamte Politikerkaste seit geraumer Zeit unter dem Generalverdacht, nur den persönlichen Vorteil im Blick zu haben.

So jedenfalls wurde aus dem vielgelobten CDU-Ministerpräsidentenkandidaten über Nacht ein vielgescholtener Rückversicherer, dem auch aus der eigenen Partei heftiger Gegenwind ins Gesicht bläst. Derlei Zuneigungsentzug mag den einstigen Liebling der Kanzlerin kalt erwischt haben. Oder aber kalt lassen. Als er sich vor sechs Jahren anschickte, aus dem Bundestag zum BDI zu wechseln und sein Mandat dennoch für drei Jahre beizubehalten, zwang ihn noch der Zorn aus Parlament und Wirtschaft dazu, die Zweigleisigkeit aufzugeben. Er entschied sich für die Politik - und offenbar auch für deren zweifelhafte Normalitäten.

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