Gauck-Macher

Andreas Schulze ist Sprecher und Erfinder des Bundespräsidenten Joachim Gauck

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Gauck-Macher gibt es viele. Der Gründer der Facebook-Gruppe aus dem Sommer 2010 wird als solcher bezeichnet oder auch der Chef der Liberalen, Philipp Rösler, der Joachim Gauck gegen Angela Merkels Willen als gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten durchsetzte. Doch das wahre Gauck-Macher-Original ist ein anderer: Schließlich war es der 48-jährige Andreas Schulze, der schon 2009 in einer SMS an Renate Künast Gauck als Bundespräsident vorschlug. Ein Jahr später erinnerte sich die Grünen-Spitzenfrau des Vorschlags und die erste Kandidatur gegen Christian Wulff nahm ihren Lauf.

Doch Andreas Schulze, einer der Begründer der Ostgrünen, lieferte nicht nur die Idee, sondern arbeitete bereits 2010 selbst als Sprecher und Koordinator für Gauck. Nachdem dieser jetzt sein Ziel, in Bellevue einzuziehen, erreicht hat, ist auch Schulze als Sprecher mit dabei. Für ihn sicher der vorläufige Höhepunkt seiner vielseitigen politischen Karriere.

In der DDR engagierte sich Schulze in Umweltinitiativen, flog von der Oberschule, weil er sich dem Wehrdienst verweigerte. Wegen versuchter Republikflucht bekam der damals 16-Jährige eine Bewährungsstrafe. In der Folgezeit nach der Lehre bei der Bahn schlug sich der Punk und Union-Berlin-Fan als Heizer durch. Zu dieser Zeit sei die Kirche ein Schutzraum gewesen, sagt Schulze heute. Und Pfarrer Gauck in der Wendezeit eine »Respektsperson«.

Doch ganz konform blieb Schulze auch nach 1989 nicht. Als gelber Bär verkleidet, war der geschiedene Vater dreier Töchter beispielsweise Anfang der 90er in einem militanten Anti-Olympia-Video gegen die Bewerbung Berlins für die Spiele zu sehen. Mit dem Aufstieg Renate Künasts nahm auch Schulzes Karriere Fahrt auf: Zunächst als Sprecher im Bundesverbraucherministerium, 2011 unterstützte er Künast bei ihrer Kandidatur zur Regierenden Bürgermeisterin. Zwischenzeitlich war Schulze auch Sprecher der Birthler-Behörde. Den Ohrring und die Strubbelhaare aus alten Tagen trägt er noch. Wenn sein Handy bimmelt, ertönt ein Riff der Punkband »Sex Pistols« - nicht besonders typisch für einen Präsidentensprecher.

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