»Du bist Kommunismus«

Straßen aus Zucker: Eine politische Jugendzeitung stellt sich vor

  • Kai Schubert
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wir wollen die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker«. Mit diesen Zeilen beginnt ein bekannter Song der Band Frittenbude. Nach ihm ist die linke Jugendzeitung Straßen aus Zucker (SaZ) benannt. Auf der Linken Medienakademie stellte die Redaktion ihre Zeitung vor.

Die Geschichte der Zeitung begann, als politische aktive Jugendliche im Jahr des »Wendejubiläums« 2009 eine erste Ausgabe erstellten. Sie richtete sich vor allem an Schüler und wählte als inhaltlichen Schwerpunkt die »deutsche Nation«. Die Autoren halten Nationalismus für schädlich, weil er Interessengegensätze zwischen gesellschaftlichen Klassen verwische und als ideologischer Kitt wirke, insbesondere in der Krise.

Ursprünglich war kein regelmäßiges Erscheinen geplant. Trotzdem produzierte die Redaktion weiter. Die siebte Ausgabe erscheint im Mai, wie immer kostenlos. Bei der Verbreitung helfen Infoläden und linke Gruppen. Teile der Auflage von 90 000 Stück werden auch von Musikgruppen auf ihren Touren mitgenommen.

Eine weitere todernste linke »Bleiwüste« will SaZ nicht sein. Es gibt Interviews mit bekannten Bands wie Berlin Boom Orchestra oder KIZ. Sogar Merchandising mit eigener T-Shirt-Serie gibt es. Mittlerweile gründeten Österreicher nach dem Vorbild von SaZ ihr eigenes Magazin »Zimt und Zucker«.

In Berlin werden alle Textvorschläge in der Redaktion diskutiert und im Konsens über die Veröffentlichung entschieden. Die Initiative für Artikel entsteht durch persönliches Interesse. Neben den ganz großen Fragen, etwa ob mit der DDR wirklich der Kommunismus untergegangen ist, geht es auch um Alltag: Ist Drogenkonsum links? Wie revolutionär ist »kritisches« Einkaufen? Und dürfen sich Linke eigentlich Pornos ansehen?

Orthodoxe linke Positionen sucht man in SaZ vergeblich. Die Autoren üben Kritik am »Realsozialismus« und beziehen Position gegen Staat, Nation und Kapital. Auch andernorts vernachlässigte Themen wie Verschwörungstheorien oder Antiziganismus finden sich in dem Blatt. »Wir nehmen durchaus in Kauf, das Weltbild unserer Leser zu erschüttern«, sagt Redakteurin Soe.

Sich selbst bezeichnen die Zeitungsmacher als links und radikal. Der Kommunismus ist für SaZ »die Gesellschaft, die das Leid der Menschen abschaffen will«. Eine Utopie gewiss, aber jeder Einzelne sei dazu aufgefordert, die Verhältnisse zu ändern. In Anlehnung an den Slogan der Bertelsmann-Kampagne »Du bist Deutschland« heißt es deswegen bei SaZ: »Du bist Kommunismus«.

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