Die Spree steigt, damit die Elbe sinkt

Schifffahrtsamt staut Fluss fünf Zentimeter an / Noch können Dampfer fahren

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Elbehochwasser erreicht die Hauptstadt- zumindest indirekt. An der Havelmündung bei Quitzöbel soll zusätzliches Überflutungsgebiet entstehen. Dafür stauen die Schifffahrtsämter von Berlin und Brandenburg seit Montag und noch bis zum Freitag die Flüsse Spree und Havel an. Bis nach Rathenow wird das Wasser teilweise zurückgehalten. Das schafft Platz für Elbwasser auf den Auen im Mündungsgebiet der Havel. Am Dienstagabend um 18 Uhr sollte die Flutung beginnen. Zu diesem Zeitpunkt wollte man das Wehr Neuwerben ziehen. Ziel sei es, den Scheitel der Elbeflutwelle um 25 Zentimeter zu senken, sagte Olaf Willmann vom Schifffahrtsamt Brandenburg. Die Wehranlage Quitzöbel, zu der das Wehr Neuwerben gehört, wurde bis Mitte der 50er Jahre genau für diesen Zweck gebaut. Bisher trat der Ernstfall jedoch noch niemals ein. Ob der Elbpegel tatsächlich um 25 Zentimeter sinkt, vermochte Willmann deshalb nicht mit Sicherheit vorherzusagen. Akute Gefahr bestehe nur im Mündungsbereich. Von Rathenow bis Berlin dagegen werde das Wasser nur bis zu Pegeln angestaut, die auch im Frühjahr nicht unüblich seien. »Wer im Frühjahr einen feuchten Keller oder einen nassen Bungalow hat, muss auch jetzt damit rechnen«, erklärte Willmann. »Mehr passiert nicht.« In der Mark wird die Havel bei Rathenow, Bahnitz und Brandenburg/Havel angestaut. Die Wasserstände steigen dabei um einen halben bis einen Meter auf Wasserstände unter 3,10m. Das entspricht den niedrigen Alarmstufen I und II. Notwendig wird bei diesen Alarmstufen die Meldung der Wasserstände bzw. ein Kontrolldienst an den Deichen. Nur oberhalb Rathenows erwartet das Hochwassermeldezentrum Potsdam 4,50m. Bis zu dieser Marke steigt am Freitag voraussichtlich der Pegel bei Havelberg (heute: 4m). Das entspricht der höchsten Alarmstufe IV (Katastrophenabwehr). Im Kreis Havelland werden die Deiche mit Sandsäcken verstärkt. An einigen Stellen wird die Sprengung der Deiche vorbereitet, um Wasser im Notfall auf Weideflächen abzuleiten. Insgesamt könnte durch die Öffnung der Wehranlage Quitzöbel dann eine Wassermenge von 140 Millionen Liter aufgenommen werden. 1000 bis 1600 Anwohner müssten damit rechnen, dass Wasser in ihre Keller einbricht. Auch Berlin hält Wasser zurück, das ohne diese Maßnahme über die Havel in die Elbe fließen würde. Angestaut wird die Spree zwischen Mühlendamm in Mitte und Wernsdorf südöstlich Berlins. Allerdings zunächst nur um fünf Zentimeter, so Bettina Kummerlöw, Bereichsleiterin beim Berliner Schifffahrtsamt. Das habe »keine Auswirkungen«. Die Spree selbst führt wenig Wasser. Die andauernde Flutung der Braunkohletagebaue in der Lausitz entlastet den Fluss. Sollte das Brandenburger Schifffahrtsamt vom Berliner Amt jedoch Rückhaltungen erbitten, die über fünf Zentimeter hinausgehen, könnte es Probleme geben. Ein »neuralgischer Punkt« ist Kummerlöw zufolge die Lange Brücke in Köpenick. Die Bogenkonstruktion liege der Wasseroberfläche näher als andere Spreebrücken. Bei einem Pegel über 90 Zentimeter müsse die Lange Brücke für den Schiffsverkehr gesperrt werden. »Die weitere Entwicklung ist nicht abzusehen.« Bootsführer sollen sich aktuell informieren. Die automatische Pegelansage für Köpenick ist zu erreichen unter Tel.: 65481569. Gestern meldete dieser Pegel 88 Zentimeter. Die Nummern der weiteren Pegelansagen findet man unter www.berlin-ahoi.de. Die Stern- und Kreisschiffahrt GmbH richtet sich bislang nicht auf Fahrplanänderungen ein. Vorstellbar wäre das bei Touren vom Treptower Park zum Müggelsee. Doch Sprecherin Rosemarie Marotz verspricht: »Keine Sorge, wir fahren.«

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