Obama im Glashaus

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 1 Min.

Die USA hätten mehr Kernwaffen als notwendig, erklärte Präsident Barack Obama unmittelbar vor Beginn des Atomgipfels in Seoul. Lassen wir einmal beiseite, dass Atombomben grundsätzlich eine abzuschaffende friedens-, ja menschheitsgefährdende Gefahr sind - richtig ist, dass allen voran Washington und Moskau in der Zeit des Kalten Kriegs eine irrationale nukleare Over-Kill-Kapazität angehäuft und nach Ende des Ost-West-Konflikts nur für eine bescheidende Friedensdividende in Form atomarer Abrüstung gesorgt haben. Auch Obamas 2009 in Prag verkündete Vision einer kernwaffenfreien Welt wurde kaum in praktische Politik umgesetzt. Der neue START-Vertrag mit Russland zur Reduzierung der strategischen Offensivwaffen kann nur ein Anfang sein, zumal er durch das NATO-Projekt einer Raketenabwehr in Europa schwer gefährdet ist.

Mut zu Frieden und Abrüstung forderte Obama jetzt ein und meinte Staaten wie Nordkorea oder Iran. Dabei sitzt er im Glashaus. Er selbst brauchte den Mut zu radikalen Abrüstungsschritten, die eines Friedensnobelpreisträgers würdig sind. So aber wollen die USA die noch immer auf deutschem Boden gelagerten Atomwaffen nicht etwa endlich abziehen und vernichten, sondern planen ihre Modernisierung. Die B61-Bomben sollen zielgenauer gemacht werden, womit auch ihre Einsatzschwelle weiter sinkt. Obama straft sich so selber Lügen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.