DGB kritisiert Bildungspaket

Nur ein Fünftel aller Gelder werden genutzt

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (epd/nd). Ein Jahr nach dem Start des Bildungspaketes für Kinder aus Hartz-IV-Familien wird Kritik an der Umsetzung des Gesetzes laut. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bemängelte in einer noch unveröffentlichten Untersuchung, das Bildungspaket weise ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Demnach wurde 2011 nur ein Fünftel der Gelder für Schulbedarf, Mittagessen oder Gutscheine, etwa für Vereinsmitgliedschaften oder Musikunterricht, abgerufen. Wohlfahrtsverbände bezeichneten das Bildungspaket als gescheitert. Das Bundesarbeitsministerium erklärte dagegen, die Untersuchung basiere auf unvollständigen Zahlen.

Der DGB beruft sich auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach flossen im Vorjahr 130 Millionen Euro für das Bildungspaket ab. Daten liegen den Angaben zufolge aus rund 80 Prozent der Jobcenter vor. Gemessen an der vom Bund eingeplanten Leistungssumme von 626 Millionen Euro bedeutet das, dass »lediglich ein Bruchteil (gut 20 Prozent) der vorgesehenen Ausgaben« geflossen ist - auch wenn noch nicht alle Jobcenter berücksichtigt sind. Die Gewerkschafter beklagten, zwischen den beteiligten Institutionen gebe es bei der Umsetzung große Reibungs- und Effektivitätsverluste.

Dem DGB zufolge werden die verschiedenen Leistungen des Bildungspakets sehr ungleich in Anspruch genommen. Die 2011 mit Abstand am häufigsten genutzte Leistung ist demnach die Schulbedarfspauschale (knapp 60 Millionen Euro). An zweiter Stelle folgen mehrtägige Klassenfahrten (38 Millionen Euro). Auf das Mittagessen in Kitas und Horten entfallen knapp 14 Millionen Euro, auf die sogenannten Teilhabe-Gutscheine knapp sechs Millionen Euro.

Als definitiv gescheitert kritisierte der Paritätische Wohlfahrtsverband das Bildungspaket. »Dieser ganze Gesetzesmurks ist an Ineffizienz und Verwaltungsaufwand nicht zu überbieten«, sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider am Montag. Nicht einmal die Hälfte der Antragsberechtigten seien erreicht worden.

Die Nationale Armutskonferenz sieht bei der Umsetzung des Bildungspakets vor allem die Kommunen in der Pflicht. »Die Kommunen müssen auf die Berechtigten zugehen, nicht nur umgekehrt«, forderte Sprecher Thomas Beyer. Das Bildungspaket sei ein »Bürokratiemonster«, das Antragsberechtigte abschrecke anstatt sie zur Inanspruchnahme zu bewegen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -