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»Fluchthügel« sollen Zootiere vor Fluten retten
Dramatische Lage der Tiergärten und Tierheime in den Hochwassergebieten / Bundesweite Hilfsaktionen
Auch Tausende Tiere sind von der Hochwasserkatastrophe betroffen: Wildtiere, so genannte landwirtschaftliche Nutztiere, Haustiere ... Besonders dramatisch gestaltet sich die Lage in den von Fluten heimgesuchten Zoos und Tierheimen.
Die Rückreise überlebte »Gaston« nicht mehr. Der beim Hochwasser aus dem Prager Zoo entkommene Seebär war zu Wochenbeginn von Rettungskräften in Sachsen-Anhalt in der Nähe von Wittenberg aus der Elbe gezogen worden. Doch beim - inzwischen von Tierschützern scharf kritisierten - Rücktransport nach Tschechien per Lkw in einem Baucontainer (!) starb das 10 Jahre alte Tier. Damit teilt »Gaston« das Schicksal von rund hundert anderen Insassen des Zoos der Moldau-Metropole - darunter ein Elefant, fünf Nashörner, ein Löwe, ein Gorilla und Dutzende Vögel. In einer Rettungsaktion gelang indes die Evakuierung der anderen Tiere (meist unter Betäubung), zu deren Aufnahme sich Zoos und Tiergärten, die nicht von den Fluten bedroht waren, bereit erklärt hatten. Auch in Deutschland sind Zoos, aber auch etliche Tierheime, von den Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen worden. Besonders schwere Schäden haben Tiergärten in Sachsen und Sachsen-Anhalt zu verzeichnen, wo nach Auskunft der Deutschen Tierparkgesellschaft zahlreiche Tiere umkamen und Gehege unter Wasser stehen. Der Tierpark in Eilenburg, das vom Hochwasser der Mulde schwer heimgesucht wurde, ist zerstört. Für viele Tiere kam jede Hilfe zu spät. Das Damwild wurde vom Zoopersonal freigelassen, damit es vor den Wassermassen flüchten konnte. Auch im Tiergarten Riesa an der Elbe und im Tierpark Oschatz gab es schwere Schäden. Rechtzeitig Vorsorge getroffen werden konnte im Tierpark von Stendal, wo beispielsweise die Bären in Bernburg, Kamele und Löwen in Stuttgart unterkamen. Ebenfalls evakuiert werden konnte der Dessauer Park, wo die Tiere unter anderem nach Leipzig und Halle gebracht wurden. Aus dem Zoo der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt Magdeburg wurde ein Großteil der insgesamt etwa 1000 Tiere evakuiert. Zwei sibirische Tiger, fünf Leoparden sowie zwei Pinselohrschweine fanden im Tierpark Berlin Aufnahme, weitere Tiere - so Antilopen - gingen nach Hannover. Während Pferde und andere Haustiere in der Region untergebracht wurden (beispielsweise auf Ponyhöfen), verblieben Elefanten und Giraffen im Zoo, wo ihnen keine Gefahr drohe, wie Direktor Michael Schröpel versicherte. Neben dem Schutz gefährdeter Bereiche durch Sandsäcke und andere Barrikaden hatte man für den Fall der Fälle Schotterberge als »Fluchthügel« für die Tiere errichtet. Auch der Leipziger Zoo erklärte sich zu weiteren Unterbringungen bereit. Zugleich wurde dort ein Notfallteam gebildet, um mit Pflegern und Veterinären in den Überschwemmungsgebieten bei Bedarf Vor-Ort-Hilfe zu leisten. Das Angebot eines »Tierasyls« bekräftigte auch der Tierpark Chemnitz, wo bereits zwei Baummarder aus Tharandt zu Gast sind. Immerhin war der Chemnitzer Tierpark selbst vom Hochwasser betroffen, als vergangene Woche Schafe und Ziegen in Sicherheit gebracht werden mussten, nachdem Bäume umgestürzt und Zebra-Haus sowie Zebra-Gehege beschädigt hatten. Katastrophale Folgen haben die Fluten auch für Tierheime in den Katastrophengebieten. Der Deutsche Tierschutzbund, der zahlreiche dieser Einrichtungen betreibt, teilte mit, dass allein in seinem Verantwortungsbereich »rund tausend Tiere in Not« sind. Während in den Tierheimen Weida (Thüringen), Bautzen und Görlitz (beide Sachsen) Dächer beschädigt wurden, zerstörten Stürme und umstürzende Bäume im Tierheim Lindau am Bodensee auch die Zäune, die das Tierheimgelände umgaben. Zwei weggeschwemmte Zwinger sind die vorläufige Bilanz, die das Tierheim Beiersdorf (Sachsen) nach der Flut zieht. Das Tierheim Delitzsch wird wohl seinen Katzen ein neues Domizil errichten müssen, da das Katzenhaus durch das Unwetter ruiniert wurde. Am schlimmsten betroffen - so der Tierschutzbund - sind in Sachsen die Tierheime Kandelhof, dessen Außenanlage verwüstet wurde, und das Tierheim Eilenburg, das vollständig in den Fluten versunken ist. Die Tiere konnten rechtzeitig in vorläufige Pflegestellen gebracht werden. Der Deutsche Tierschutzbund verwies darauf, dass neben finanzieller Hilfe durch Spenden oder Direkthilfe beim Wiederaufbau beschädigter Gebäude bei den betroffenen Tierheimen ein erhöhter Bedarf an zeitweiligen privaten Pflegestellen besteht. Doch damit nicht genug: Zusätzlich verschärft wird die Lage dadurch, dass die Hochwasserkatastrophe die Tierheime gerade in den Sommermonaten ereilt, wo - wie alle Jahre wieder - auf Grund der Ferien die Zahl der abgegebenen und ausgesetzten T...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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