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Feuille-Ton der Anderen

Grass II

  • Lesedauer: 1 Min.

»Was gesagt werden muß« - das Gedicht von Günter Grass bestimmt die Feuilletons. Frank Schirrmacher (FAZ) zitiert Grass: »Warum schweige ich, verschweige zu lange,/ was offensichtlich ist und in Planspielen/ geübt wurde, an deren Ende als Überlebende/ wir allenfalls Fußnoten sind.« Dann kommentiert er:

Man muss sich klarmachen, was dieser Meister der Sprache assoziativ aufruft. Es spricht ein potentiell »Überlebender«, der »allenfalls Fußnote der Geschichte« sein wird, wenn man Israel nicht Einhalt gebietet. Im semantischen Kontext dieses Gedichts raubt er sich das Wort »Überlebende« und damit die moralische Autorität der überlebenden Verfolgten des Dritten Reiches. ... Hier geht es darum, endlich die Chance zu ergreifen, einen Rollentausch vorzunehmen. Natürlich nennt er die deutschen Verbrechen »ureigen« und »ohne Vergleich«. Aber was er auf der Aussageebene verneint, suggeriert er auf der Assoziationsebene.

*

In »junge Welt« kommentiert Werner Pirker:

Die Hysterie um den Grass-Text zeigt ..., wie schlecht es um die Meinungsfreiheit bereits bestellt ist ... Allein das Aussprechen der simplen Tatsache, dass die Atommacht Israel den Iran bedroht und nicht umgekehrt, gilt bereits als nicht mehr hinnehmbare Meinung. Die neoliberale Hegemonie nimmt zunehmend totalitäre Züge an.

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