Der Doyen
Günter Grass I: alte Bundesrepublik und versagende Bremsfunktion
Mit seinem lyrisch kostümierten Angriff auf Israels Iran-Politik lief Günter Grass gegen eine Mauer des Unverständnisses. Der israelische Historiker Tom Segev nennt ihn »egozentrisch«, der Schriftsteller tue so, »als würde er ein großes Schweigen brechen, dabei gibt es in Israel eine intensive Diskussion«.
Dies ist nicht irgend jemandem passiert, sondern gleichsam dem Doyen einer bundesdeutschen Ära, in der einst das schriftstellerische und das staatsbürgerliche Wort starke, gesellschaftsstiftende Verbindungen aufgenommen hatten. Die »Süddeutsche Zeitung« nennt Grass einen »schreibenden Republikaner«, der »Dichten und Verlautbaren«, via Übungsweg durch die Jahrzehnte, zur unnachahmlichen Einheit trieb. Er erinnert sehr lebendig, sehr störrisch (im jetzigen Falle überreizt, mit stachelnden Kausalitäten) an jene Zeiten, da politische Einmischung die Fortsetzung künstlerischer Arbeit mit den gleichen anspruchsvollen rhetorischen Mittel...
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